Kinderbetreuungsangebote verbessern statt Elternurlaub einführen

14. Februar 2023 News

Die Eidgenössische Kommission für Familienfragen fordert die Einführung einer Elternzeit von 38 Wochen in der Schweiz. In ihrem jüngsten Positionspapier stellt sie weitere Anpassungen ihres bisherigen Modells aus dem Jahr 2010 vor. Für den Schweizerischen Arbeitgeberverband ist klar: Anstatt planlos nicht finanzierbare Urlaubsmodelle zu fordern, gilt es, die eigentlichen Herausforderungen anzugehen. Die Arbeitgeber setzen sich daher für langfristige Massnahmen – wie bessere Kinderbetreuungsangebote und flexiblere Arbeitsformen – ein, um die Chancengleichheit von Frauen im Arbeitsmarkt zu fördern und dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.

Die Eidgenössische Kommission für Familienfragen (EKFF) hat ihr neustes Modell für einen schweizweiten Elternurlaub vorgestellt. Nach Auffassung der EKFF weisen der heutige Mutterschafts- und Vaterschaftsurlaub von 14, respektive zwei Wochen verschiedene Mängel auf. Im Vordergrund des neusten Modells, welches im Kern weiterhin auf demjenigen aus dem Jahr 2010 basiert, steht eine möglichst gleichberechtigte Aufteilung der geforderten 38 Wochen Elternurlaub. Der Forderungskatalog beinhaltet zudem einen Ausbau des Lohnersatzes, eine Erweiterung des Kündigungsschutzes, einen Bezug der Elternzeit in Teilabschnitten, einen vorgeburtlichen Mutterschaftsurlaub und vieles mehr. Die EKFF rechnet mit geschätzten Zusatzkosten von mindestens 1,4 Milliarden Franken – jährlich wiederkehrend. Die Finanzierung soll dabei über die Erwerbsersatzordnung (EO) erfolgen, was zu einer Erhöhung der Lohnabgaben für Arbeitnehmende und Arbeitgeber führen würde. Gemäss Schätzungen der EKFF würden sich die EO-Beiträge von heute 0,5 Prozent fast verdoppeln.

Fest steht: Die Bedürfnisse von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern haben sich gewandelt und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie hat stark an Bedeutung gewonnen. Der Schweizerische Arbeitgeberverband setzt sich daher für langfristige Massnahmen, wie bessere Kinderbetreuungsangebote und flexiblere Arbeitsformen ein. Um die Chancengleichheit von Frauen und Männern zu fördern, braucht es aber nicht mehr Abwesenheiten von Eltern im Beruf, sondern eine Steigerung des Beschäftigungsgrades. Wie die Statistik zeigt, kehren heute die meisten Mütter nach dem Mutterschaftsurlaub zwar in den Beruf zurück, aber häufig nur noch Teilzeit. Während eine Abwesenheit von 14 Wochen (oder auch länger) die Erwerbsbiografien von Müttern nicht nachhaltig beeinträchtig, tun dies tiefe Teilzeitpensen hingegen schon. Teilzeiterwerbstätigkeit, insbesondere tiefe Pensen, verursacht oftmals ungesicherte Arbeitsverhältnisse, weniger Lohn, schlechtere soziale Absicherungen, geringere Weiterbildungsmöglichkeiten und generell schlechtere Karrierechancen. Zudem erhöhen sie den Arbeitskräftebedarf, was in Zeiten des Fachkräftemangels die bestehenden Probleme weiter verschärft.

Für die Arbeitgeber gilt es daher, die eigentlichen Herausforderungen anzugehen und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie nicht kurz-, sondern langfristig sicherzustellen. Ein vermeintlich attraktiver und sicherlich gut gemeinter Elternurlaub erweist sich somit als Bärendienst – an den Eltern und auch der Wirtschaft. Für Mütter und Väter ist schlicht nicht erkennbar, warum sich die Vereinbarkeit von Familie und Beruf nach zehn, zwanzig oder gar dreissig Wochen Urlaub plötzlich verbessert haben soll. Für die Wirtschaft – insbesondere für KMU – stellen längere Abwesenheiten von Eltern bei ohnehin fehlenden Fachkräften ein grosses Problem dar. Hinzu kommen die exorbitant hohen Kosten: Eine Verdoppelung der Lohnabzüge für die Erwerbsausfallversicherung würde beide Seiten stark belasten und ist aus wirtschafts- und gesellschaftspolitischen Gründen nicht vertretbar. Es gilt nicht zuletzt, die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Schweiz im Auge zu behalten. Soll die Wirtschaft die Kosten für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie mittragen, braucht es einen langfristen Nutzen. Dazu tragen beispielsweise ein Ausbau der Kinderbetreuungsangebote, eine Steigerung des Beschäftigungsgrades und eine Flexibilisierung der Arbeitsformen bei – nicht aber ein aufgeblähter Elternurlaub.