Lohngefälle zwischen Geschlechtern verringert sich

22. November 2022 News

Die neuste Analyse des Bundesamtes für Statistik legt offen, dass sich das Lohngefälle zwischen Frauen und Männern insgesamt verringert hat. Dies ist insbesondere darauf zurückzuführen, dass sich die geschlechterspezifischen Profile im Arbeitsmarkt angleichen. Entscheidend bleiben für die Arbeitgeber aber nach wie vor die betrieblichen Lohngleichheitsanalysen.

Bereits im März dieses Jahres hat das Bundesamt für Statistik (BFS) die ersten Ergebnisse der schweizerischen Lohnstrukturerhebung (LSE) publiziert. Es zeigte sich bereits dort, dass sich im Jahr 2020 die Löhne positiv und die Lohnverteilung ausgewogen entwickelten. Der statistische Vergleich aller Frauen- und Männerlöhne zeigte damals, dass sich die Löhne der beiden Geschlechter immer weiter annähern. Dass sich diese Entwicklung bewahrheitet, zeigt nun auch die vom BFS jüngst publizierte Analyse der Lohnunterschiede zwischen Männern und Frauen.

Demnach sank das Lohngefälle zwischen den Geschlechtern von 2018 bis 2020 um 1 Prozent. Dies ist gemäss BFS in erster Linie darauf zurückzuführen, dass sich die Profile der Frauen auf dem Arbeitsmarkt immer mehr den Profilen ihrer männlichen Kollegen angleichen. Der Schweizerische Arbeitgeberverband (SAV) nimmt diese Entwicklung erfreut zur Kenntnis. So ist er überzeugt, dass eine bessere Geschlechter-Durchmischung bei den Berufsgruppen sowie ein Wegkommen von Mini-Pensen massgeblich zur Lohngleichheit beitragen. Denn nur mit Korrekturen bei den Ursachen lässt es sich wirksam gegen die Lohndiskriminierung ankämpfen.

Die Analyse legt auch offen, dass der unerklärte Anteil an den Lohnunterschieden im Jahr 2020 zugenommen hat. Betrachtet man diese Werte aber genauer, zeigt sich, dass der öffentliche Sektor einen besonders grossen Teil zu dieser Entwicklung beträgt. Während der unerklärte Anteil im privaten Sektor relativ moderat um 1 Prozent anstieg, nahm dieser im öffentlichen Sektor im gleichen Zeitraum um sage und schreibe 9,5 Prozentpunkte zu.

Diese erstaunlich hohe Zunahme im öffentlichen Sektor ist durchaus bemerkenswert und lässt an den Schlussfolgerungen zum unerklärten Lohnunterschied zweifeln. Die Arbeitgeber haben diesbezüglich schon mehrmals Kritik geübt. So lässt dieser schweizweite Vergleich aller Männer- und Frauenlöhne relevante Merkmale wie beispielsweise die effektive Berufserfahrung ausser Acht. Diese Tatsache wird vom BFS, das für die Durchführung der Analyse zuständig ist, gleich selbst bestätigt. So betont das Bundesamt, dass sich die unerklärte Lohndifferenz nicht als quantitatives Mass für Lohndiskriminierung interpretieren lasse.

Aus Sicht des SAV viel wichtiger sind die betrieblichen Lohngleichheitsanalysen. Seit der Revision des Gleichstellungsgesetzes sind Unternehmen mit mehr als 100 Mitarbeiter hierzu verpflichtet, wobei die Ergebnisse dieser Analysen bis Ende Juni 2023 gegenüber den Mitarbeitenden und den Aktionären kommuniziert werden müssen. Diese Erhebungen, die die betrieblichen Realitäten vollumfänglich abbilden, werden ein reales Bild zur Lohngleichheit in der Schweiz schaffen – und damit entscheidend zur gesellschaftlichen Debatte bezüglich Lohngleichheit beitragen. Die ersten publizierten Ergebnisse der betrieblichen Lohngleichheitsanalyse zeigen sogleich auch ein deutlich positiveres Bild. So zeigt eine erste Auswertung der Universität St. Gallen beispielsweise, dass 97 Prozent der untersuchten Unternehmen das Gleichstellungsgesetz einhalten.