Übertriebene Lohnforderungen bei sich eintrübender Wirtschaftslage sind unvernünftig

15. August 2023 News

Ein neues Papier des Schweizerischen Arbeitgeberverbandes analysiert die Situation der Löhne in der Schweiz. Es zeigt sich, dass sich die wirtschaftliche Lage in der Schweiz zunehmend – im Gleichschritt mit der globalen Situation – eintrübt. Zudem wird klar, dass die Reallöhne zwischen 2012 und 2022 deutlich angestiegen sind und der Anteil der Arbeitnehmerentgelte am Bruttoinlandprodukt tendenziell ansteigt. Übertriebenen Lohnforderungen ist deshalb eine Absage zu erteilen.

Die Konjunktur in der Schweiz kühlt sich empfindlich ab, was insbesondere auf eine ungünstige Geschäftslage von Betrieben des verarbeitenden Gewerbes und des Grosshandels zurückzuführen ist. Dies zeigen die neusten Daten der Konjunkturforschungsstelle (KOF). Aufgrund nachlassender Auslandnachfrage – eine Folge der sich international abkühlenden Konjunktur – sind exportorientierte Firmen besonders stark vom Abschwung betroffen. Angesichts der gestiegenen und vermutlich noch weiter steigenden Zinsen dürfte sich die Stimmung weiter eintrüben. Der Arbeitsmarkt hingegen ist weiterhin robust, wobei der Arbeitskräftemangel seinen Höhepunkt inzwischen überschritten haben dürfte. Für diese These spricht unter anderem, dass der Geschäftslageindikator der KOF einen so tiefen Wert ausweist wie seit Jahren nicht mehr. Mit diesen und weiteren Erkenntnissen zeigt der Schweizerische Arbeitgeberverband in einem neuen Lohnpapier die Lohnsituation in der Schweiz evidenzbasiert auf.

Lohnquote folgt klar positivem Trend
Aufgrund der Reallohneinbussen während der letzten zwei Jahre, die von der Corona-Krise und durch den Ukrainekrieg gekennzeichnet waren, fordern die Gewerkschaften Lohnerhöhungen von 5 Prozent. Solche Forderungen sind jedoch weder realistisch noch durch die Faktenlage gedeckt. Lohnsteigerungen müssen immer zuerst erwirtschaftet werden, was kontinuierliche Produktivitätsfortschritte voraussetzt. Diese waren jedoch in den letzten Jahren bescheiden und wurden von den Arbeitgebern grosszügig weitergegeben. Übertriebenene Forderungen lassen zudem ausser Acht, dass die Jahre 2021 und 2022 auch für die Arbeitgebenden aussergewöhnlich waren und die Reallöhne im Zeitraum zwischen 2012 bis 2022 selbst unter Einrechnung dieser zwei Sonderjahre jährlich um durchschnittlich 0,3 Prozent gestiegen sind.

Anteil der Löhne am Bruttoinlandprodukt steigt
Auch die kursierende Behauptung, Betriebe würden hohe Gewinne schreiben und bei den Löhnen knausern, wird durch Fakten widerlegt; das Gegenteil ist der Fall. So zeigt sich am Verlauf der Lohnquote – der Anteil der Arbeitnehmerentgelte am Bruttoinlandprodukt – dass diese mit Ausnahme kurzfristiger Schwankungen seit mehr als 10 Jahren einem klar positiven Trend folgt. Der Anteil der Betriebsgewinne am Bruttoinlandprodukt hingegen nahm tendenziell ab. Ebenso ist die Behauptung, wonach es mit Blick auf die Produktivität einen Nachholbedarf bei den Reallöhnen gebe, höchstens kurzfristig haltbar. Mittel- bis längerfristig steigen die beiden Grössen gleichmässig an. Der Autor des Lohnpapiers, Simon Wey, Chefökonom des Schweizerischen Arbeitgeberverbands, äussert sich wie folgt: «Das Wachstum der Reallöhne hält abgesehen von kurzfristigen Schwankungen gut Schritt mit jenem der Arbeitsproduktivität. Das Wachstum der Reallöhne fiel in den vergangenen zehn Jahren verglichen mit jenem der Produktivität in vielen Fällen sogar höher aus.»

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