Weiteres Lohnwachstum und ausgewogene Lohnverteilung

28. März 2022 News

Die jüngste Lohnstrukturerhebung des Bundesamts für Statistik zeigt eine positive Entwicklung der Löhne in der Schweiz. Aufgrund einer ausgewogenen Lohnverteilung bewältigt die Schweizer Wirtschaft den fortlaufenden Strukturwandel gut. Erfreulich sind zudem die gesunkenen Lohnunterschiede zwischen den Geschlechtern.

Die ersten Ergebnisse der Schweizerischen Lohnstrukturerhebung zeigen, dass sich die Löhne im Jahr 2020 erneut positiv entwickelten. Gemäss Bundesamt für Statistik (BFS) betrug der Medianlohn über die gesamte Wirtschaft betrachtet 6665 Franken brutto pro Monat. Somit stieg der Medianlohn im Vergleich zur letzten Erhebung im Jahr 2018 um fast 2 Prozent. Dieser leicht überdurchschnittliche Verbesserung ist angesichts der wirtschaftlich durchzogenen Lage im Beobachtungszeitraum nicht unerheblich. Dass die Löhne zwischen den Branchen variieren, ist nicht überraschend, da der bezahlte Lohn wesentlich von der Wertschöpfung in den einzelnen Branchen abhängt.

Die allgemeine Lohnschere, definiert als der Gesamtabstand zwischen den höchsten und den tiefsten Löhnen, veränderte sich im Zeitraum 2008 bis 2020 in der Gesamtwirtschaft kaum. So stiegen die Löhne bei den 10 Prozent der am besten verdienenden Arbeitskräfte um 11,8 Prozent und bei den 10 Prozent der am schlechtesten verdienenden Arbeitskräfte um 11,6 Prozent, während die Mittelschicht mit 9,3 Prozent das geringste Lohnwachstum verzeichnete. Diese geringe Veränderung erachtet der Schweizerische Arbeitgeberverband in Anbetracht des beschleunigten strukturellen Wandels als bemerkenswert. Die Befürchtung, dass der Anteil von Stellen im Tieflohnbereich infolge der Digitalisierung und Automatisierung zunimmt, trat nicht ein. Dies zeigt sich daran, dass die Tieflohnstellen im Jahr 2020 nahezu unverändert bei 10,5 Prozent verharrten.

Anlässlich der Analyse der Lohnstrukturerhebung wurden alle Frauen- und alle Männerlöhne in der Schweiz statistisch miteinander verglichen. Demnach nähern sich die Löhne der beiden Geschlechter immer weiter an. Hatte der Lohnunterschied 2008 noch knapp 17 Prozent betragen, sank er auf knapp 11 Prozent im Jahr 2020. Zugleich muss berücksichtigt werden, dass sich Frauen und Männer auf dem Arbeitsmarkt unterschiedlich verhalten, weshalb weiterhin ein erklärbarer Lohnunterschied besteht. Ein grosser Teil davon ist auf strukturelle Besonderheiten und unterschiedliche Tätigkeiten zurückzuführen.

Ein deutlicheres Bild über die Lohnpraxis in den Betrieben offenbaren die ersten Ergebnisse aus den betrieblichen Lohngleichheitsanalysen, zu denen alle Unternehmen mit 100 oder mehr Angestellten aufgrund des revidierten Gleichstellungsgesetzes verpflichtet sind. Die jüngste Meldung aus dem Banken-Sektor steht beispielhaft für die positiven Signale aus der Wirtschaft. Wie die Sozialpartner der Branche bekanntgaben, haben alle 44 der bisher überprüften Banken die Kontrolle bestanden, und der Mittelwert der nicht erklärbaren Lohndifferenz liegt bei 4,2 Prozent liegt. Dieses Ergebnis liegt deutlich unter den 10.6 Prozent, die der Bund aufgrund der Lohnstrukturerhebung für Banken und Versicherungen ausweist. Diese grosse Differenz ist symptomatisch für die Unzulänglichkeiten von groben statistischen Vergleichen gegenüber der individuellen Realität in den Betrieben.