Eingliederung statt Rente: Studie zeigt klaren Verbesserungsbedarf

27. August 2021 News

Die berufliche Eingliederung durch die IV gewinnt im Kontext der Coronakrise zusätzlich an Bedeutung. Eine Studie des Think Tanks Avenir Suisse zeigt erhebliche kantonale Unterschiede bei Einsatz und Erfolg der Eingliederungsmassnahmen. Die Arbeitgeber befürworten eine effiziente, verantwortungsbewusste und transparente Eingliederung. In ihrem Engagement unterstützen sie das Netzwerk Compasso.

Seit der 5. IV-Revision gilt der Grundsatz «Eingliederung vor Rente», mit der Revision 6a präzisiert auf «Eingliederung statt Rente». Jede Eingliederung bedeutet, eine Person in die Arbeitswelt zu integrieren und ihr ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen. Die Arbeitgeber betonen seit jeher den gesamtgesellschaftlichen Charakter und den wichtigen Beitrag, den dabei die Unternehmen zur Eingliederung von Menschen mit einer Beeinträchtigung leisten. Gleichzeitig bedeutet jede erfolgreiche Eingliederung aber auch die Vermeidung einer (Teil-)Rente und der damit verbundenen Sozialversicherungskosten. Sie ist damit auch ein wichtiges Mittel zur Sanierung der stark verschuldeten Invalidenversicherung.

An der jährlichen Geschäftsführerkonferenz des Schweizerischen Arbeitgeberverbands (SAV) hat der Think Tank Avenir Suisse in diesem Zusammenhang eine im Frühling publizierte Studie vorgestellt, welche die Eingliederungsbemühungen der Invalidenversicherung nach Kantonen analysiert. Die Thematik gewinnt im Kontext der Coronakrise zusätzlich an Bedeutung, da gerade im Bereich der psychischen Erkrankungen der Anteil der Erkrankungen und damit auch die Anmeldungen bei der IV zugenommen haben.

Die Studie «Eingliedern statt ausschliessen» hat 6 repräsentative Kohorten vier Jahre nach ihrer Anmeldung bei der IV analysiert. Die Betrachtung pro Anmeldung statt pro Einwohner setzt den Fokus auf die steuerbaren Faktoren der IV-Stellen statt auf die soziodemografischen Unterschiede zwischen den Kantonen und ermöglicht somit eine einheitliche Vergleichsbasis. Die mit Fachexperten validierten Ergebnisse der Studie zeigen erhebliche kantonale Unterschiede beim Erfolg in der (Wieder-)Eingliederung und beim gezielten Einsatz der beruflichen Massnahmen. So findet man im Tessin und in der Romandie bedeutend höhere Rentenquoten als in der übrigen Schweiz, und die Eingliederungsausgaben sowie die Erfolgsquote variieren kantonal stark.

Eine der Empfehlungen, die Avenir Suisse aus der Studie ableitet, ist die Festlegung eines Kostendachs pro IV-Stelle für alle beruflichen Massnahmen, gestützt auf die jährlichen Anmeldungen. Generell wird auch eine stärkere Zusammenarbeit und bessere Kommunikation bei den Privatpersonen sowie bei den staatlichen und den privaten Institutionen als wichtig erachtet. Auch die Arbeitgeber sind diesem Ziel verpflichtet und können durch ihr Engagement im Netzwerk Compasso konkrete Massnahmen erarbeiten. Eine davon ist das «ressourcenorientierte Eingliederungsprofil (REP)», mit welchem Arbeitgeber und Ärzte frühzeitig den Grad der Arbeitsfähigkeit der erkrankten Person statt der Arbeitsunfähigkeit ermitteln.