Erfreulicher Kurswechsel beim Arbeitsfähigkeitszeugnis

16. April 2019 News

Weg vom Defizitdenken: Die Swiss Insurance Medicine greift die Ressourcenorientierung bei der beruflichen Wiedereingliederung auf. Sie setzt künftig auf ein Arbeitsfähigkeitszeugnis statt auf ein Arbeitsunfähigkeitszeugnis.

Mitarbeiter, Arbeitgeber, Ärzte, Versicherungen: Es braucht alle Kräfte, um Menschen mit physischer oder psychischer Beeinträchtigung zu unterstützen, ihre Arbeitsstelle zu behalten oder eine neue zu finden. Compasso, das Informationsportal für Arbeitgeber rund um die berufliche Wiedereingliederung, lancierte Ende 2017 unter dem Patronat des Schweizerischen Arbeitgeberverbands (SAV) das ressourcenorientierte Eingliederungsprofil (REP). Dieses kostenlose und in drei Landessprachen verfügbare Online-Tool ermöglicht schweizweit erstmals eine gezielte Beurteilung der Arbeitsfähigkeit von Personen mit gesundheitlicher Beeinträchtigung inklusive psychosozialer Faktoren.

Rund anderthalb Jahre nach Lancierung des REP zeigen sich die Verantwortlichen vom Erfolg überzeugt. Die Swiss Insurance Medicine (SIM) zieht nun ihrerseits nach und positioniert das modular aufgebaute Tool noch stärker: Die ressourcen- und nicht mehr defizitorientierte Stossrichtung des REP ist neu auch im jüngst überarbeiteten dreisprachig verfügbaren Arbeitsfähigkeitszeugnis abzulesen: Das neue Arbeitsfähigkeitszeugnis ersetzt das frühere Arbeitsunfähigkeitszeugnis der SIM. Es verlangt eine detailliertere Einschätzung über die Teilarbeitsfähigkeit und verweist direkt auf das REP von Compasso.

Das Besondere am REP ist, dass diese Beurteilung unter Mitwirkung aller Beteiligten geschieht. Arbeitgeber und -nehmer halten gemeinsam die Basisinformationen zur individuellen Arbeits- und Arbeitsplatzsituation fest. Gestützt darauf nimmt der behandelnde Arzt eine differenzierte Beurteilung der Einsatzfähigkeit seines Patienten vor. Dies ermöglicht einen konkreten Plan zur schrittweisen Rückkehr des Mitarbeiters an seinen Arbeitsplatz.

Die Entwicklung hin zu einem national einheitlichen Formular schafft nicht nur administrative Klarheit und Transparenz, sondern kommt auch dem Arbeitsmarkt zugute. Dank dieser Zusammenarbeit können einerseits lange Ausfälle von Mitarbeitern und der damit einhergehende Verlust von Fachwissen verhindert werden. Andererseits erfahren die Betroffenen eine Form der Wertschätzung durch ihren Arbeitgeber: Er zählt auf ihre Rückkehr an den Arbeitsplatz – auch mit einer schrittweisen Erhöhung des Arbeitspensums. So stellten Taggeldversicherer und die Swiss Insurance Medicine vor diesem Kurswechsel fest, dass in den vergangenen Jahren selten eine Teilarbeitsfähigkeit attestiert und in 80 Prozent der Arztzeugnisse Arbeitsfähigkeiten von entweder 0 oder 100 Prozent bescheinigt worden sind.

Der Schweizerische Arbeitgeberverband begrüsst die Neupositionierung des Arbeitsfähigkeitszeugnisses, das die Zusammenarbeit zwischen Ärzteschaft und Arbeitgebern im Interesse der Arbeitnehmer zusätzlich stärkt.

Weitere Informationen zur Handhabung des SIM-Arbeitsfähigkeitszeugnisses finden sich in einem Online-Kurs.