Lage im Arbeitsmarkt spitzt sich weiter zu

8. Februar 2021 News

Der Mitte Dezember 2020 vom Bundesrat ausgerufene Teil-Lockdown manifestiert sich am Arbeitsmarkt in den von den Massnahmen besonders betroffenen Dienstleistungsbranchen am stärksten. Zunehmend optimistischer wird hingegen die Situation im Industriesektor eingeschätzt. Nach wie vor ist in den meisten Branchen von einem Stellenabbau auszugehen. Die Situation hat sich im Vergleich zum Vorquartal deutlich zugespitzt.

Ein Blick auf die Einschätzungen im Industrie- und Dienstleistungssektor zeigt, dass die Situation im Industriesektor zunehmend positiver betrachtet wird, während sie im Dienstleistungssektor aufgrund der erneut in Kraft gesetzten Massnahmen gegen das Coronavirus wieder pessimistischer eingeschätzt wird (vgl. Abbildung 1). Im Dienstleistungssektor sind vor allem das Gastgewerbe sowie Teile des stationären Detailhandels betroffen.

Abbildung 1: Einschätzungen zur Geschäftslage der Betriebe im Dienstleistungs- und Industriesektor (1. Quartal 2021 enthält nur den Monat Januar)

Eine detaillierte Sicht auf die Einschätzungen der Dienstleistungsbranchen zeigt, dass alle mit Ausnahme der Finanz- und Versicherungsbranche die Geschäftslage negativer einschätzen als im 4. Quartal 2020. Mit Blick auf die Beschäftigung geht in allen Branchen ausser der Information und Kommunikation die Mehrheit der Betriebe von einem Stellenrückgang aus. Auch fallen die Einschätzungen der Branchen mit Ausnahme des Grosshandels und der Information- und Kommunikation pessimistischer aus als im Vorquartal. In der zweiten Hälfte 2020 wurde die Situation ausgehend vom starken Einbruch im 2. Quartal 2020 positiver eingeschätzt. Die Erholung ist somit vorerst gestoppt.

Stark betroffen vom Mitte Dezember beschlossenen Teil-Lockdown ist wenig überraschend das Gastgewerbe. Die Einschätzungen der Betriebe zur Beschäftigung fällt im 1. Quartal dermassen negativ aus, dass inzwischen anteilsmässig sogar mehr Betriebe von einem Stellenabbau ausgehen als noch während des ersten Lockdowns im Frühling (vgl. Abbildung 3). Auch im Detailhandel geht wieder ein grösserer Anteil von Betrieben von einem Stellenabbau aus als im Vorquartal. Es ist somit davon auszugehen, dass die schwierige Situation im stationären Detailhandel nicht durch die positiven Entwicklungen im Online-Handel kompensiert werden kann. Etwas optimistischer wird die Beschäftigungssituation im Grosshandel und in der Information und Kommunikation gesehen.

Abbildungen 2 und 3: Einschätzungen zur Geschäftslage (l.) und zur Beschäftigung (r.) von ausgewählten Branchen des Dienstleistungssektors und der Gesamtwirtschaft als Vergleichsreihe.

Die Branchen des Industriesektors waren bisher von den Corona-Massnahmen weniger stark betroffen als die Dienstleistungsbranchen. Dies zeigt sich auch an den weniger starken Auswirkungen auf die Einschätzungen der Betriebe. So fällt die Einschätzung zur Geschäftslage in allen betrachteten Branchen positiver aus als im letzten Quartal 2020, auch wenn die Erholung im Vergleich zu den Vorquartalen schwächer ist. Zudem geht im Baugewerbe und in der Chemie- und Pharmaindustrie die Mehrheit der Betriebe von einer besseren künftigen Geschäftslage aus (vgl. Abbildung 4).

Hinsichtlich der Beschäftigung fällt die leicht rückläufige Einschätzung im Baugewerbe auf. Ein Blick auf die Subbranchen zeigt, dass dies vor allem auf eine deutlich pessimistischere Einschätzung im Tiefbau sowie eine etwas pessimistischere Einschätzung im Baunebengewerbe zurückzuführen ist. Im Hochbau fällt die Einschätzung im Vergleich zum Vorquartal etwas optimistischer aus. Dennoch geht in allen drei Subbranchen die Mehrheit der Betriebe von einem Stellenabbau aus.

In der MEM-Industrie wird sowohl die Geschäftslage als auch die Beschäftigung von einem grösseren Teil der Betriebe positiver eingeschätzt als noch im Vorquartal. Die Erholung ist jedoch weniger stark ausgeprägt als noch im letzten Halbjahr 2020.

Abbildungen 4 und 5: Einschätzungen zur Geschäftslage (l.) und zur Beschäftigung (r.) von ausgewählten Branchen des Industriesektors und der Gesamtwirtschaft als Vergleichsreihe.

Alles in allem sind die Auswirkungen des im Dezember 2020 verhängten Teil-Lockdowns und der im Januar 2021 nochmals verschärften Corona-Massnahmen im Dienstleistungssektor bedeutend stärker als im Industriesektor. Hauptsächlich manifestieren sich die Massnahmen in den Einschätzungen des Gastgewerbes und des Detailhandels. Ebenso sind im Baugewerbe die Einschätzungen zur Beschäftigung wieder leicht pessimistischer.

Über beide Sektoren der Industrie und der Dienstleistungen betrachtet geht einzig in der Information und Kommunikationsbranche eine Mehrheit der Betriebe von einem künftigen Stellenausbau aus. In allen anderen Branchen überwiegt in den Betrieben die Sicht, dass in näherer Zukunft eher Stellen ab- als aufgebaut werden, insbesondere im Gastgewerbe, wo nach einer kurzen und schwachen Erholung noch mehr Betriebe von einem Stellenabbau ausgehen als während der ersten Corona-Welle im 2. Quartal 2020.

Die Möglichkeit der Kurzarbeit und die staatlichen Härtefall-Zahlungen konnten bisher einem noch grösseren Stellenabbau entgegenwirken. Die erneute Zuspitzung im Arbeitsmarkt stellt das staatliche Instrumentarium jedoch erneut auf die Probe. Unabhängig davon, wie krisenresistent sich dieses erweisen wird, ist in den kommenden Monaten von einem verstärkten Stellenabbau auszugehen.