Die Berufsentwicklung als kritischer Erfolgsfaktor

26. Mai 2021 News

Die Wirtschaft wandelt sich kontinuierlich, womit sich auch die Anforderungen an die Ausbildung der Lernenden ändern. Deshalb müssen die Berufe der Schweizer Berufsbildung periodisch reformiert werden. Das gilt auch für das Berufsbild der Kaufleute.

Die Anforderungen an die Abschlüsse der beruflichen Grundbildung orientieren sich an den Handlungen, die im Arbeitsalltag des Berufs ausgeübt werden. Diese starke Ausrichtung am Arbeitsmarkt stärkt die Akzeptanz der Berufsbildung in der Wirtschaft. Nicht zuletzt deshalb ist die Berufsbildung bisher so gut durch die corona-bedingte Wirtschaftskrise gekommen. Die Anforderungen an die Lernenden wandeln sich wegen dem veränderten beruflichen Alltag mit der Zeit, etwa aufgrund der Digitalisierung. Deshalb braucht es immer wieder Berufsreformen in der Grundbildung.

Einer der laufenden Reformprozesse betrifft die Kaufleute, die meistgewählte berufliche Grundbildung der Schweiz. Die kaufmännische Ausbildung (KV) wurde im Rahmen des Projekts «Kaufleute 2022» im Hinblick auf den Lehrbeginn 2022 umfassend reformiert. Die Reform wurde seit 2017 zusammen mit den Verbundpartnern (auch mit den Kantonen und Vertretern der Berufsfachschulen) und anderen Akteuren (darunter die Branchen) vorangetrieben – so wie es der Berufsentwicklungsprozess vorsieht. Dabei wurden auch die bildungspolitischen Ziele und Massnahmen der Schweizerischen Berufsbildungsämter-Konferenz (SBBK) zur Stärkung der Handlungskompetenzorientierung in den Berufsfachschulen aufgenommen.

Die Handlungskompetenzorientierung ist ein wichtiges Element der Reformen der vergangenen Jahre.  Mit dieser Neuausrichtung werden an den drei Lernorten (Berufsfachschule, überbetriebliche Kurse und betriebliche Ausbildung) nicht mehr klassische Schulfächer gelehrt, sondern eine konsequente Ausrichtung auf Handlungskompetenzen vorgenommen. Mit dieser Umstellung sind die Kaufleute keine Vorreiter. Der Methodenwechsel ist bereits zahlreich eingeführt worden, so etwa bei der Hauswirtschaft oder den Informatikern.

Sorgen bereiten dem Schweizerischen Arbeitgeberverband (SAV) die neusten Entwicklungen in den jetzigen Reformprozessen. Die Träger der Berufe (Organisationen der Arbeitswelt) treiben die Berufsentwicklung gemäss dem vom Bund vorgegebenen Prozess teils über Jahre hinweg voran und beziehen die Akteure aus den Branchen, Kantonen und Berufsfachschulen ein. Nicht zuletzt deshalb erhielt die 2017 angestossene KV-Reform den Projekttitel «KV 2022». Jüngst setzen sich Akteure bei der abschliessenden Vernehmlassung der Berufsreformprozesse gegen vorgesehene Entwicklungen und Einführungszeitpunkte ein und gehen sogar politisch dagegen vor. Diese Tendenz torpediert den vorgängigen Prozess und stellt einige Organisationen der Arbeitswelt vor schwierige Voraussetzungen, um kontinuierliche Weiterentwicklungen voranzutreiben. Wünschenswert wäre viel mehr, dass sich diese wichtigen Akteure frühzeitig im Prozess konsolidieren und so zeitnah und gewinnbringend einbringen.

Megatrends wie die Digitalisierung werden die Berufsbildung so stark herausfordern, dass die Berufe sich stetig und rasch weiterentwickeln müssen. «Es ist wichtig, dass sich die Arbeitswelt auf aktuelle Berufsbilder verlassen kann», sagt Nicole Meier, Ressortleiterin Bildung des Schweizerischen Arbeitgeberverbands. Eine verspätete Einführung von Reformen wäre ein fatales Signal an die Weiterentwicklung der Berufe in der beruflichen Grundbildung.