Das duale Berufsbildungssystem braucht engagierte und betriebsnahe Branchenverbände

15. August 2022 Meinungen

Die starke Rolle der Branchenverbände ist einer der entscheidenden Erfolgsfaktoren des dualen Berufsbildungssystems der Schweiz. Denn die Branchenverbände schauen, dass die Bedürfnisse der Betriebe bei der Entwicklung der Berufe einbezogen sind und die Ausbildung entlang den Anforderungen des Arbeitsmarktes erfolgt. Dies sichert ein positives Kosten-Nutzen-Verhältnis der Ausbildung, wie auch die Eidgenössischen Hochschule für Berufsbildung attestierte. Es lohnt sich demnach für Arbeitgeber, Jugendliche auszubilden. Dieses über alle Branchen hinweg positive Verhältnis schützt die Berufsbildung vor unnötigen politischen Eingriffen oder finanziellen Zuschüssen.

Auf Stufe der höheren Berufsbildung ist das Schweizer System schwer vergleichbar mit einem ausländischen Bildungssystem. Die eidgenössischen Prüfungen sowie die höheren Fachschulen mit ihrem stark verankerten Praxisbezug und der verstärkten Kompetenzorientierung sind anders ausgerichtet als internationale Systeme, die auf der Basis klassischer Lernstunden agieren. Bei den bisherigen und weiteren Arbeiten rund um die Stärkung der höheren Berufsbildung kann sich die Schweiz an keinem anderen System auf der Welt orientieren – was eine grosse Herausforderung darstellt. Die Fragen lauten etwa: Wie kann das System eine erhöhte Aufmerksamkeit und Anerkennung in der Gesellschaft erhalten? Braucht es einen «Berufsbildungs-Bachelor»? Klar aber ist: Die Branchenverbände müssen ihre starke Stellung behalten, sich aber auch aktiv in der Bildungspolitik einsetzen.

Die Branchenverbände sind gefragt, die Nähe ihrer Betriebe zur Berufsentwicklung zu wahren und die Bildung als wichtige Aufgabe in ihren Verbandsstrukturen beizubehalten.

Gerade weil es weltweit kein vergleichbares System gibt, ist die branchenspezifische Ausrichtung der höheren Berufsbildung ein Erfolgsfaktor und gleichzeitig eine Herausforderung,. Nicht selten wird dieser Karriereweg unterschätzt. Und dies, obwohl mehrere Studien (zum Beispiel hier oder hier) beweisen, dass die Absolventinnen und Absolventen enorm gefragt sind. Entscheiden sich aber Jugendliche aufgrund mangelnder Anerkennung in der Gesellschaft nicht mehr für den Bildungsweg der beruflichen Grundbildung und höheren Berufsbildung, fehlen diese Fachkräfte und deren spezifische Kompetenzen auf dem Arbeitsmarkt. Ein Dies bedeutet ein Verlust für die gesamte Gesellschaft und könnte auch einen Anstieg der (Jugend-) Arbeitslosenzahlen zur Folge haben.

Es ist wichtig, dass Branchenverbände und Betriebe aktiv bleiben. Sie sind gefragt, die Vorteile der höheren Berufsbildung klar aufzuzeigen und so potenzielle Absolventen wie auch Rekrutierungsbeauftragte von der Qualität zu überzeugen. Selbstverständlich muss die Bedeutung der branchenspezifischen Aus- und Weiterbildungen auch politisch mehr Gewicht erhalten. Der Einbezug der Betriebe in die wichtigen Entwicklungsprozesse bleibt aber nach wie vor der wichtigste Erfolgsfaktor des Berufsbildungssystems der Schweiz. Die Branchenverbände sind daher gefragt, die Nähe ihrer Betriebe zur Berufsentwicklung zu wahren und die Bildung als wichtige Aufgabe in ihren Verbandsstrukturen beizubehalten. Es liegt auch an den Arbeitgeberverbänden, ihre starke Rolle weiterhin einzufordern und zu wahren – dafür setzt sich auf strategischer und politischer Ebene der Schweizerische Arbeitgeberverband ein.