Starker Aufschwung darf nicht über Risiken hinwegtäuschen

8. Juli 2021 Medienmitteilungen

Der zweite SAV-Barometer macht die rasante Erholung der Schweizer Wirtschaft und des Arbeitsmarkts seit den schrittweisen Lockerungen im Frühling deutlich. Anzeichen eines längerfristigen Strukturwandels sowie Fachkräftemangel in gewissen Branchen dürfen jedoch nicht ausser Acht gelassen werden. Neben der Krisenbewältigung muss der Bundesrat nun auch die Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz stärken.

Der Schweizerische Arbeitgeberverband (SAV) publiziert mit dem zweiten Beschäftigungsbarometer erneut eine Gesamtsicht zur Lage der Schweizer Wirtschaft, die sich aus branchenspezifischen Einschätzungen zur Entwicklung von Geschäftslage und Beschäftigung ableitet.

Die rasante Erholung der Schweizer Wirtschaft nach einer langen Durststrecke, wie sie der zweite SAV-Barometer bestätigt, überrascht in dieser Wucht selbst erfahrene Konjunkturexperten. Während das KOF-Konjunkturbarometer im Mai auf rekordträchtige 143 Punkte anstieg, schwächte es sich im Juni erstmals seit Januar wieder ab. Dies kann als Anzeichen für eine Normalisierung und allmählich entfallende Nachholeffekte gedeutet werden. Den guten Wirtschaftszahlen zum Trotz hinterlässt die Pandemie im Arbeitsmarkt nachhaltige Spuren.

Bei den Branchen profitiert das durch die Corona-Massnahmen empfindlich getroffene Gastgewerbe nun auch besonders stark von den Öffnungen und der guten Konsumentenstimmung. Weil Schutzmassnahmen und Kapazitätseinschränkungen bestehen bleiben, ist die Konkursgefahr allerdings noch nicht abgewandt. Die Gastronomiebetriebe bekunden zudem Mühe, die für den Aufschwung benötigten Fachkräfte zu rekrutieren. Die Effekte der Coronakrise bringen auch in anderen Branchen wie dem Detailhandel allmählich ein verändertes Konsumverhalten zutage. Dies wird den bereits vor der Corona-Pandemie eingesetzten Strukturwandel beschleunigen und zu Verschiebungen bei der Nachfrage von Arbeitskräften führen.

Auch in der Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie (MEM) steigt die Zuversicht, nachdem die Talsohle durchschritten ist. Die fast überall in den westlichen Ländern gleichzeitig erstarkte Wirtschaft führt allerdings dazu, dass die Nachfrage nach Produkten das Angebot übersteigt, was zu Lieferengpässen führt. Die vergangenen Monate zeigen zudem exemplarisch, dass sich Handelsoffenheit und Zusammenarbeit statt Abschottung in Krisenzeiten bewähren. So wirken mehrere Schweizer Firmen bei der Herstellung von Beatmungsgeräten, Impfstoffen oder Corona-Tests mit.

Bereits im Jahr 2020 trug das Instrument der Kurzarbeit zum Erhalt von Arbeitsplätzen bei und half, grössere Konkurswellen zu verhindern. Der Bundesratsentscheid zur Verlängerung der Kurzarbeit bleibt auch in der jetzigen Phase des Aufschwungs wichtig und gibt den Unternehmen eine Planungs- und Investitionssicherheit. Zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit muss der Bundesrat darüber hinaus die Unternehmen von Regulierungskosten entlasten, beim Schuldenabbau vorwärts machen und in der Europapolitik den bilateralen Weg sichern.

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