Fachkräfte sind vermehrt in tieferen Pensen erwerbstätig

31. August 2017 Fokus
Von Simon Wey

Die Bevölkerung ist hierzulande sehr gut in den Arbeitsmarkt integriert. Fachkräfte mit höheren Bildungsabschlüssen arbeiten jedoch zunehmend in tieferen Pensen. Insbesondere die immer besser qualifizierten Frauen gehen häufig einer Teilzeitarbeit nach. Die Bestrebungen zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind deshalb zu intensivieren.

In kaum einem Land ist ein so hoher Prozentsatz der Bevölkerung erwerbstätig wie in der Schweiz, wo vier von fünf Personen einer Erwerbsarbeit nachgehen. Die Differenz zwischen den Erwerbstätigenquoten der Männer und der Frauen ist mit 8,3 Prozentpunkten beträchtlich, doch holen letztere seit einigen Jahren auf. Frauen sind nicht nur schlechter in den Arbeitsmarkt integriert als Männer, sie arbeiten auch deutlich häufiger in einem Teilzeitpensum. Unter Müttern von Kindern bis 15 Jahre ist Teilzeitarbeit verbreiteter als unter Frauen ohne Kinder dieses Alters; bei den Vätern bzw. Männern verhält es sich umgekehrt. Unterdurchschnittlich oft erwerbstätig sind in der Schweiz zudem Personen mit tiefem Bildungsabschluss, Jugendliche und über 55-Jährige, Ausländerinnen und Ausländer sowie Personen in der Genferseeregion und im Tessin. In der Altersklasse ab 55 hat die Erwerbstätigenquote jedoch in den letzten zehn Jahren um sechs Prozentpunkte deutlich zugenommen. Rückläufig war im gleichen Zeitraum die in Vollzeitäquivalenten berechnete Erwerbstätigenquote von Fachkräften, die über einen Bildungsabschluss auf Sekundarstufe II oder Tertiärstufe verfügen.

Diese und weitere Analysen im Fokus «Die Erwerbstätigkeit nimmt weiter zu, jedoch arbeiten Fachkräfte in immer tieferen Pensen» lassen unter anderem folgende Schlüsse zu:

  • Der Schweiz gelingt es, ihr Arbeitskräftepotenzial auf sehr hohem und stetig zunehmendem Niveau in den Arbeitsmarkt zu integrieren.
  • Um die bereits hohe Erwerbstätigenquote weiter zu steigern, müssen insbesondere Mütter noch stärker am Arbeitsmarkt teilnehmen können. Deshalb sind die Bestrebungen zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu intensivieren.
  • Dass die Zunahme der Erwerbstätigkeit seit 2006 in keiner Altersklasse so hoch war wie bei den 55- bis 64-Jährigen, zeigt, dass die Unternehmen immer weniger auf das mehrheitlich gut ausgebildete und erfahrene Personal ab 55 Jahren verzichten wollen und können.
  • Das Potenzial von gut ausgebildeten Personen wird zunehmend schlechter ausgeschöpft – bedingt durch ihr vermehrtes Bedürfnis nach Teilzeitbeschäftigungen und trotz Fachkräfteinitiative.