Barometer attestiert gute Erholungszeit für Arbeitnehmer

21. November 2022 News

Der neuste «Barometer Gute Arbeit» von Travail.Suisse zeigt, dass sich die Arbeitsbedingungen im Jahr 2022 verbessert haben. Er attestiert den Arbeitgebern ein gutes Zeugnis – auch, weil sie mit vermehrter Flexibilität gegenüber den Arbeitnehmenden der zunehmenden Arbeitsbelastung entgegenwirken.

Der von Travail.Suisse jährlich erhobene «Barometer Gute Arbeit» misst die Qualität der Arbeitsbedingungen in der Schweiz. Dabei werden die Arbeitsbedingungen anhand von 20 Kriterien gemessen, wobei diese Kriterien in die drei Dimensionen Motivation, Sicherheit und Gesundheit zusammengefasst werden können. Befragt wird jeweils eine Stichprobe von rund 1’500 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern.

Betrachtet man die Ergebnisse des diesjährigen Barometers, zeigt sich bereits auf den ersten Blick, dass diese sehr positiv ausfallen. So kann bei allen drei Dimensionen eine deutliche Verbesserung im Vergleich zum Vorjahr festgestellt werden. In diesem Jahr beurteilten die Arbeitnehmenden etliche Kriterien deutlich besser als bisher. In den Dimensionen Motivation und Sicherheit wurde seit der erstmaligen Erhebung im Jahr 2015 noch nie ein so hoher Indexwert erreicht wie in diesem Jahr.

Weitere Beachtung muss der Dimension Gesundheit und dabei konkret dem Kriterium Stress geschenkt werden. Im Vergleich zum Vorjahr fühlen sich weniger Befragte durch Ihre Arbeit gestresst – mit 43 Prozent ist dieser Wert aber nach wie vor relativ hoch. So werden insbesondere der Termindruck und die Unterbrechungen bei der Arbeit als Belastung angesehen. Hier liegt es auch an den Betrieben, Gegensteuer zu geben und Massnahmen zu entwickeln, die zur Entlastung der Arbeitnehmenden beitragen. Erfreulich ist für die Arbeitgeber, dass sich die Rückmeldungen zur zeitlichen Belastung in Form von Erreichbarkeit ausserhalb der Arbeitszeiten und von überlangen Arbeitstagen in den letzten vier Jahren laufend verbessert haben.

In den Pandemiejahren 2020 und 2021 mussten infolge der Corona-Massnahmen viele Betriebe ihre Tätigkeiten einstellen oder die Mitarbeitenden in Kurzarbeit setzen. Entsprechend erstaunt es den Schweizerischen Arbeitgeberverband (SAV) nicht, dass das Stressempfinden im Jahr 2022 wieder zugenommen hat. Aus seiner Sicht scheint daher ein Vergleich mit den Vor-Corona-Jahren wichtiger und dieser ist durchaus positiv zu werten. So beurteilten viele der Befragten die Aussage, dass sie über genügend Erholungszeit (also freie Zeit pro Woche und freie Tage im Jahr) verfügen, um sich von der Arbeit zu erholen, mit einem hohen Wert. Ebenfalls erfreulich ist, dass die zeitliche Belastung durch Überstunden im Vergleich zu Vor-Corona abgenommen hat. Die Arbeitgeber begrüssen diese Entwicklungen und sind überzeugt, dass eine Ausgewogenheit zwischen Belastung und Entlastung massgeblich dazu beiträgt, den Beruf und das Privatleben in Einklang zu bringen.

Ganz generell zeigt sich, dass die Arbeitnehmenden in beträchtlichem Masse von der Flexibilität seitens der Arbeitgeber profitieren. Knapp 58 Prozent der Befragten geben an, Einfluss auf die Gestaltung der Arbeitszeiten nehmen zu können. Der SAV ist erfreut, dass dieser Wert im Vergleich zum Vorjahr deutlich zugenommen hat. Die Flexibilität bei den Arbeitszeiten trägt massgeblich dazu bei, dass die Vereinbarkeit von Beruf und Privatem weiter verbessert wird.

Ungerechtfertigte Kritik bezüglich Lohngleichheit

Seit der Revision des Gleichstellungsgesetzes sind die Unternehmen dazu verpflichtet, eine Analyse der Lohngleichheit durchzuführen und deren Ergebnisse den Mitarbeitenden und Aktionären zu präsentieren. Im Rahmen des Barometers äusserte Travail.Suisse gegenüber den Arbeitgebern diesbezüglich Kritik. Demnach seien erst rund 25 Prozent der Arbeitnehmenden über die Zahlen zur Lohngleichheit in ihrem Unternehmen informiert worden. Da die Information für die Aktionäre in vielen Fällen anlässlich des nächsten Geschäftsberichts im ersten Halbjahr 2023 geschehen wird, weist der SAV die Kritik, dass die Arbeitgeber das Gleichstellungsgesetz verletzen, in aller Form zurück. Die Arbeitgeber sind überzeugt, dass die Ergebnisse der betrieblichen Lohnanalysen ein positives Bild zur Lohngleichheit zeigen werden – darauf deuten auch bereits die ersten publizierten Ergebnisse hin.