Höheres Rentenalter hat Priorität

22. Oktober 2013 News

Der Schweizerische Gewerbeverband (SGV) ist mit dem Reformpaket des Bundesrats zur Altersvorsorge nicht einverstanden. Die Reform setze einseitig auf Mehreinnahmen. Alternativ schlägt der SGV ein Modell vor, bei dem das Rentenalter sukzessive an die finanziellen Bedürfnisse der AHV angepasst wird. Auch für den Schweizerischen Arbeitgeberverband hat eine schrittweise Erhöhung des Referenz-Rentenalters Priorität. Zudem warnt er vor dem überladenen Reformpaket des Bundesrats. Scheitert es, so wird die dringend notwendige Reform der Altersvorsorge weiter verzögert.

Der Schweizerische Gewerbeverband (SGV) fordert bei der Reform der Altersvorsorge einen Neuanfang. Das Reformpaket des Bundesrats setze einseitig auf zusätzliche Beiträge sowie Einnahmen über die Mehrwertsteuer. Eingespart würde netto nicht einmal eine Milliarde Franken. Dem stünden Mehreinnahmen von 9,5 Milliarden gegenüber. Sollten sich die AHV-Finanzen schlechter als prognostiziert entwickeln, würde mit dem vom Bundesrat vorgeschlagenen Interventionsmechanismus zudem ein weiteres Lohnprozent gefordert. Damit würden die Mehreinnahmen auf 12 Milliarden hochgeschraubt.

Gemeinsam mit Nationalrat de Courten präsentiert der SGV ein Modell, das die Leistungen den verfügbaren Finanzen anpasst – und nicht umgekehrt. Dabei müsse das Rentenalter moderat und schrittweise erhöht werden. In seiner Motion fordert de Courten, das Rentenalter künftig jährlich in Monatsschritten an die finanzielle Situation der AHV anzupassen.

Reform der Altersvorsorge: rasch und gesamtheitlich
Für den Schweizerischen Arbeitgeberverband (SAV) ist es unabdingbar, die Reform der Altersvorsorge rasch und gesamtheitlich anzugehen – die demografische Entwicklung in der Schweiz setzt unser Altersvorsorge-System zunehmend unter Druck. Der SAV unterstützt deshalb das Vorgehen des Bundesrats, bei der Reform der Altersvorsorge eine Gesamtschau vorzunehmen.

Erhöhung des Referenz-Rentenalters hat Priorität
Der SAV teilt dagegen die Auffassung des Gewerbeverbands, wonach der Bundesrat bei der AHV zu stark auf eine happige Mehrwertsteuererhöhung statt auf eine sukzessive Anhebung des Referenz-Rentenalters setzt. Die schrittweise Erhöhung des Referenz-Rentenalters an die steigende Lebenserwartung muss Priorität haben. Zur Deckung einer verbleibenden demografiebedingten Finanzierungslücke und somit im Interesse sicherer Renten schliesst der SAV eine moderate Erhöhung der Mehrwertsteuer als Ultima Ratio aber nicht kategorisch aus. Eine solche Anhebung der Mehrwertsteuer müsste allerdings zwingend an die Erhöhung des Referenz-Rentenalters gekoppelt sein. Der SAV fordert zudem, den Mindestumwandlungssatz rasch auf ein technisch korrektes Niveau zu senken. Da das heutige Leistungsniveau gehalten werden soll, wird der SAV vernünftige Kompensationsmassnahmen unterstützen.

Reformpaket des Bundesrats: überladen
Das Reformpaket, das der Bundesrat demnächst in die Vernehmlassung schickt, ist überladen. Der SAV schlägt vor, sich zunächst auf eine Kernvorlage mit den obengenannten Punkten für sichere Renten zu konzentrieren. Gleichzeitig sollte der Bundesrat im Rahmen einer zweiten Kernvorlage eine Stabilisierungsregel für die AHV vorschlagen, die das finanzielle Abdriften der AHV verhindert.