Weitere Schritte der Wirtschaft zu mehr Verwaltungsrätinnen

8. November 2016 Medienmitteilungen

Die Wirtschaft hat ein grosses Eigeninteresse an einer besseren Vertretung von Frauen in den obersten Führungsgremien. Um der positiven Dynamik der letzten Jahre zusätzlichen Schub zu verleihen, lancieren namhafte Persönlichkeiten aus der Wirtschaft – angeführt von Valentin Vogt, Präsident des Schweizerischen Arbeitgeberverbands – weitere konkrete Schritte zur Erhöhung des Frauenanteils in Verwaltungsräten. Die damit verbundenen Ziele sind erreichbar, wenn sämtliche Beteiligten ihren Beitrag leisten.

Zusammen mit den Verwaltungsratspräsidenten Jens Alder, Hans Hess, Carole Hübscher, Monika Ribar und Pierin Vincenz geht der Schweizerische Arbeitgeberverband einmal mehr in die Offensive, um den Frauenanteil in den obersten Führungsgremien der Unternehmen weiter zu steigern. Die Wirtschaft hat seit 2013 bereits verschiedene Initiativen lanciert. Sie haben dazu beigetragen, dass der Frauenanteil in den Verwaltungsräten über die vergangenen Jahre deutlich von 10 auf 16 Prozent gestiegen ist und heute im Durchschnitt jede vierte neue Verwaltungsratsposition von einer Frau besetzt wird.

Im Zentrum der heute vorgestellten Initiative steht ein «Code of Conduct» für Personalberatungsfirmen, die in der Rekrutierung von Führungskräften tätig sind. «In ihrer Vermittlerrolle zwischen potenziellen Verwaltungsrätinnen und Unternehmen mit zu besetzenden Mandaten können sie einen wichtigen Beitrag an eine bessere Vertretung von Frauen in Verwaltungsräten leisten», erklärte Monika Ribar, Verwaltungsratspräsidentin der SBB, vor den Medien. Der Verhaltenskodex verpflichtet die unterzeichnenden Executive-Search-Unternehmen zur Einhaltung verschiedener Grundsätze bei der Rekrutierung von Verwaltungsrätinnen und Verwaltungsräten. So sollen sie unter anderem ihre Kunden explizit auf den Nutzen einer ausgewogenen Geschlechtervertretung in ihren Gremien hinweisen, nach Möglichkeit mindestens eine Frau für ein persönliches Bewerbungsgespräch empfehlen und diese bei Bedarf während des Bewerbungsprozesses gezielt unterstützen sowie ein Kontaktnetzwerk mit potenziellen Kandidatinnen aufbauen.

Der Schweizerische Arbeitgeberverband und mit ihm namhafte Wirtschaftsexponenten verfolgen drei quantitative Ziele bis zum 7. Februar 2021 – dem Tag, an dem sich die Einführung des Frauenstimmrechts zum 50. Mal jähren wird. Der Anteil der Frauen in Verwaltungsräten steigt von derzeit gut 16 Prozent weiter deutlich an. Zweitens hat keines der 150 grössten Schweizer Unternehmen ein bloss männlich zusammengesetztes Verwaltungsratsgremium mehr. Und in Gremien mit maximal fünf Verwaltungsräten soll mindestens eine Frau einsitzen, in solchen mit mehr als fünf Verwaltungsräten mindestens zwei Frauen. Dazu werden die Initianten sowohl in den relevanten Personalberatungsfirmen als auch in jenen Unternehmen, die noch keine Frauen in ihrem Verwaltungsrat haben, Überzeugungsarbeit leisten.

«Die Unternehmen haben ein grosses Eigeninteresse an einer ausgewogeneren Geschlechterdurchmischung in den Führungsgremien», sagte Jens Alder, Verwaltungsratspräsident von Alpiq, Goldbach Group und Sanitas. Er verwies etwa auf die erwiesenermassen erfolgreichere Zusammenarbeit innerhalb heterogener Teams, aber auch auf die zunehmende Verknappung des Arbeitskräfteangebots. «Wer heute das Thema nicht anpackt, wird früher oder später zu den Verlierern gehören», warnte denn auch Hans Hess, Verwaltungsratspräsident von Comet sowie Reichle & De-Massari.

Der Staat soll sich seinerseits darauf konzentrieren, die richtigen Rahmenbedingungen zu definieren. Dazu zählen Anpassungen im Steuersystem, um auch finanziell positive Anreize für die Erwerbstätigkeit von Müttern zu setzen, sowie eine bessere Abstimmung des familienergänzenden Betreuungsangebots auf die Bedürfnisse berufstätiger Eltern. Nur so können die Massnahmen der Wirtschaft ihre Wirkung bestmöglich entfalten. «Wir teilen das Ziel des Bundesrats, den Frauenanteil an der Spitze der Unternehmen zu erhöhen», sagte Valentin Vogt. «Der Staat hat sich aber von der Personalpolitik der Unternehmen fernzuhalten, wenn die Wirtschaft selbst aktiv wird.»

Die Initiative wendet sich primär an Firmen, die noch keine Frauen im Verwaltungsrat haben und die Personalberatungsfirmen, die Mandate für die Suche von Verwaltungsräten bearbeiten. Sie will aber eine Wirkung darüber hinaus entfalten. Alle Stakeholder müssen an einem Strang ziehen und je ihren Beitrag leisten. «Es braucht ein Umdenken in der ganzen Gesellschaft», brachte es Pierin Vincenz, Verwaltungsratspräsident von Helvetia und Leonteq, auf den Punkt.

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