Zunehmende Erwerbsbeteiligung von Frauen – bei weiterhin tiefen Arbeitspensen

27. November 2020 News

Das Bundesamt für Statistik meldet für die Erwerbsbeteiligung der Frauen in der Schweiz seit 2010 einen deutlichen Anstieg. Neben der Erwerbstätigenquote der Frauen stieg auch jene der 55-64-Jährigen sowie der Anteil von Frauen in hochqualifizierten Berufen. Die Schweiz bleibt jedoch auch das Land mit dem zweithöchsten Anteil teilzeitarbeitender Frauen in Europa.

Im Zeitraum zwischen 2010 und 2019 stieg die Erwerbstätigenquote der Frauen von 56,9 auf 60 Prozent und bei den 55- bis 64-Jährigen von 66,2 auf 73,0 Prozent. Bei Letzteren legte sie mit 6,8 Prozentpunkten stärker zu als bei allen anderen Altersgruppen. Ebenfalls erfreulich ist die starke Zunahme der Frauen, die in hochqualifizierten Berufen arbeiten: ihr Anteil stieg um 8,8 Prozentpunkte.

Diese erfreulichen Nachrichten werden jedoch getrübt von der Tatsache, dass Frauen in der Schweiz europaweit am zweithäufigsten Teilzeit arbeiten – nur in den Niederlanden sind mehr Frauen in Teilzeitpensen aktiv. Der Anteil teilzeitarbeitender Frauen stieg hierzulande von 2010 bis 2019 sogar von 58,5 auf 59,8 Prozent noch weiter an. Immerhin nahm im selben Zeitraum auch der durchschnittliche Beschäftigungsgrad von Frauen leicht zu.

Am stärksten ausgeprägt ist die Teilzeitarbeit bei Müttern, die ihre Pensen aufgrund von Betreuungsaufgaben stark reduzieren. Eine wichtige Rolle spielen dabei fehlende oder finanziell unattraktive Betreuungsangebote. Laut Schweizerischen Arbeitgeberverband (SAV) ist klar: Die Schweiz hat einen grossen Nachholbedarf, sowohl bei der Betreuung im Vorschul- als auch im Schulbereich.

Die neusten Zahlen zeigen einmal mehr, dass Politik und Wirtschaft gut daran tun, die Rahmenbedingungen für Mütter rasch und nachhaltig zu verbessern. Für die Arbeitgeber ist es nicht nachvollziehbar, dass immer besser qualifizierte Frauen ihre Arbeitspensen nach der Geburt des ersten Kindes aufgrund eines ungenügenden Betreuungsangebots stark reduzieren müssen. Der SAV hat diesen Missstand bereits früh erkannt und führt zu diesem Thema die parteiübergreifende Allianz «familienergänzende Betreuung». Mit am Tisch sind Vertreter der beiden kantonalen Konferenzen der Erziehungs- (EDK) und der Sozialdirektorinnen und -direktoren (SODK). Die Schirmherrschaft über die Allianz hat Bundesrätin Karin Keller-Sutter.