Berufsgruppen-Modell zur Umsetzung eines Inländervorrangs

8. September 2016 Medienmitteilungen

Nächste Woche starten im nationalen Parlament die Beratungen zur Umsetzung der Masseneinwanderungs-Initiative. Ein vom Amt für Wirtschaft und Arbeit des Kantons Zürich entwickelter Indikator konkretisiert die Umsetzung des Inländervorrangs. Der Indikator misst die Intensität des Fachkräftemangels in 97 Berufen und kann als Grundlage eines Inländervorrangs für Berufe ohne Mangel vorgesehen werden. Der Schweizerische Arbeitgeberverband begrüsst das Berufsgruppen-Modell als zielführend, weil es nicht ganze Branchen betrifft sowie regional und zeitlich befristet wirkt.

Für die Schweizer Wirtschaft ist es zentral, dass die zukünftige Ausgestaltung der Zuwanderungspolitik den spezifischen Bedarf an Fachkräften berücksichtigt. Ein neuer Indikator erlaubt es, die Intensität des Fachkräftemangels in 97 Berufen aufzuzeigen. Mit Hilfe von vier Variablen kann die Intensität des Mangels in einem spezifischen Beruf gemessen werden (vgl. «Hintergrundinformation»).

In der Schweiz sind unter den Mangelberufen mit den höchsten Indikatorwerten viele akademische Berufe und techniknahe Tätigkeiten sowie Gesundheitsberufe. Konkret wird die Liste angeführt von Ärzten, Ingenieuren, spezialisierten Produktionsleitern, Software-Entwicklern und akademischen Gesundheitsberufen. Tiefe Werte weisen auf eine schwache Nachfrage und geringen Mangel hin. Dies trifft unter anderem auf Schalterangestellte, Kassierpersonal oder allgemeine Bürokräfte zu.

Teilweise fokussieren bisherige Umsetzungsvorschläge für die zukünftige Zuwanderungspolitik unter anderem auf regional betroffene Branchen. Diese Betrachtungsweise ist allgemein und differenziert innerhalb der Branchen nicht zwischen Berufen, die einen Fachkräftemangel aufweisen, und solchen, bei denen dies nicht der Fall ist.

Arbeitgeberverband begrüsst mehrstufige Anwendung des Inländervorrangs

Im Urteil des Schweizerischen Arbeitgeberverbands und seiner Mitglieder müssen die Steuerungsmassnahmen – sowohl der sanfte Inländervorrang als auch weitere Abhilfemassnahmen – an Berufe und nicht an Branchen geknüpft, zeitlich befristet sowie auf Regionen beschränkt sein. Für Arbeitgeberpräsident Valentin Vogt bietet das vom Kanton Zürich erarbeitete Berufsgruppen-Modell mit seinem Indikator für Berufe mit und ohne Fachkräftemangel eine überzeugende und praktikable Lösung für die Schweizer Wirtschaft. Denn damit können sowohl ausländische Erwerbstätige in Berufe mit Fachkräftemangel kanalisiert als auch Massnahmen zur besseren Integration von inländischen Arbeitskräften, in denen kein Mangel besteht, ergriffen werden.

«Wir sind überzeugt, dass das Berufsgruppen-Modell eine Grundlage für einen zielgerichtet angewendeten Inländervorrang ist. Im letzten Jahr konnten die RAV im Kanton Zürich rund 3000 Personen in gemeldete Stellen vermitteln», erklärt Bruno Sauter, Chef des Zürcher Amtes für Wirtschaft und Arbeit.

Auch in der Bauwirtschaft steht man dem Inländervorrang offen gegenüber. «Entscheidend ist, dass dabei nach Berufsgruppen unterschieden wird, und nicht einfach pauschal nach Branchen», sagt Gian-Luca Lardi, der Zentralpräsident des Schweizerischen Baumeisterverbands. Bei tief qualifizierten Mitarbeitenden sieht er durchaus ein Potenzial für einen höheren Inländeranteil. Bauingenieure und Bauführer hingegen seien ausgesprochene Mangelberufe, immer mehr auch Berufe, die ein eidgenössisches Fähigkeitszeugnis voraussetzen. «Das vom AWA entwickelte Modell und die zugrundeliegenden Parameter erachten wir als eine konkrete und pragmatische Lösung, um die Unterscheidung nach Berufsgruppen umzusetzen», betont Lardi.

Hintergrundinformation: Variablen zur Messung des Fachkräftemangels

Vier Variablen fliessen in den Mangelindikator ein:

  • Schwierigkeiten bei der Personalrekrutierung
  • Anzahl offener Stellen im Verhältnis zur Anzahl Stellensuchender in einem bestimmten Beruf
  • Dauer der Stellenausschreibung
  • Dauer der Stellensuche

Der Indikator unterscheidet sich methodisch von bestehenden Analysen. Er wendet für die Auswahl der Variablen ein faktoranalytisches Verfahren an und schliesst ein rein intuitives Vorgehen aus. Es werden Zusammenhänge zur Erklärung des Fachkräftemangels herangezogen, die statistisch nachgewiesen werden können.

Erläuterungen zum Mangelindikator für Berufe und eine grafische Darstellung sind hier abrufbar.

Weitere Informationen

Weitere Auskünfte

  • Fredy Greuter, Ressortleiter Kommunikation, Schweizerischer Arbeitgeberverband, Tel. 079 628 56 61, greuter@arbeitgeber.ch
  • Irene Tschopp, Medienverantwortliche Amt für Wirtschaft und Arbeit, Kanton Zürich, Tel. 043 259 26 96, irene.tschopp@vd.zh.ch