Jeder fünfte Lehrvertrag wird aufgelöst – sorgfältige Analyse ist angezeigt

20. Dezember 2017 News

Erstmals liegen schweizweite Daten zum Verlauf von Lehrverhältnissen vor. Jeder fünfte Lehrvertrag wird vorzeitig aufgelöst, aber meistens rasch in ein neues Ausbildungsverhältnis überführt. Die Unterschiede zwischen den Berufen und den Kantonen sind auffällig. Die neuen Indikatoren sind sorgfältig zu interpretieren, denn die Zusammenhänge im Bildungssystem sind komplex.

Das Bundesamt für Statistik konnte zwischen 2012 und Ende 2016 erstmals den Verlauf von Lehrverhältnissen über einen längeren Zeitraum verfolgen. Durchschnittlich wurden in diesem Zeitraum 21 Prozent der rund 60’000 im Jahr 2012 geschlossenen Lehrverträge vorzeitig aufgelöst. Bei den jungen Männern liegt dieser Wert mit 23 Prozent höher als bei den jungen Frauen (18 Prozent). Grosse Unterschiede ergeben sich beim Migrationsstatus: Bei ausländischen Jugendlichen, die auch im Ausland geboren wurden, kommt es zu bedeutend mehr Lehrvertragsauflösungen als bei Schweizer Lernenden. Die Unterschiede zwischen den Ausbildungsfeldern sind auch ein Abbild der verschiedenen Berufswünsche und Möglichkeiten der Jugendlichen. So liegen die Vertragsauflösungen beispielsweise im Gastgewerbe bei rund 30 Prozent, in Wirtschaft und Verwaltung bei gut zehn Prozent. Ebenso auffällig sind die kantonalen Differenzen: In Genf werden bis zu einem Drittel der Lehrverträge aufgelöst, im Kanton Appenzell Innerrhoden deutlich unter zehn Prozent. Die unterschiedlichen kantonalen Bildungsstrukturen spielen offensichtlich eine wichtige Rolle.

Lehrvertragsauflösungen sind nicht mit Ausbildungsabbrüchen bzw. dem Ausscheiden aus dem Bildungssystem gleichzusetzen. Die Wiedereinstiegsrate ist hoch. Und letztlich gelingt den allermeisten Jugendlichen ein Abschluss auf Sekundarstufe II. Vergleiche mit Gymnasien oder Fachmittelschulen zeigen, dass nur zwischen 75 und 80 Prozent der Schülerinnen und Schüler ins nächste Jahr befördert werden. Solche irregulären Bildungsverläufe sind im nachobligatorischen Bildungsbereich generell relativ häufig, sollten aber natürlich möglichst gering gehalten werden.

Auf Basis dieser neuen Zahlen gilt es eine sorgfältige Analyse vorzunehmen: Die spezifischen Hintergründe und Ursachen sind zu erschliessen, um gezielte Verbesserungen anzustreben. Letztlich muss es darum gehen, Misserfolge und Frustrationen sowohl aufseiten der Jugendlichen als auch der Ausbildungsbetriebe zu verhindern.