Förderung der Erwachsenen statt Qualifizierungsoffensive

9. Juli 2015 News

Die Bildungskommission des Ständerates sieht in der Berufsbildung noch unausgeschöpfte Potenziale zur Deckung des Fachkräfte-Bedarfs. Sie plädiert für eine Förderung der Berufsbildung für Erwachsene, die noch über keinen beruflichen Abschluss verfügen. Der Schweizerische Arbeitgeberverband begrüsst diese Stossrichtung. Solche Weichenstellungen sind zweckdienlicher als generelle Qualifizierungsoffensiven in der beruflichen Grundbildung.

Das Gebot einer noch besseren Ausschöpfung des inländischen Potenzials an Fach-  und Arbeitskräften lenkt den Fokus der Politik auch auf die Möglichkeiten der beruflichen Grundbildung, insbesondere bei Erwachsenen, die noch über keinen anerkannten Berufsabschluss verfügen.

In parlamentarischen Vorstössen werden umfassende Qualifizierungsinitiativen gefordert. Diese Offensiven dürften jedoch  ins Leere laufen, da insbesondere in den Kantonen sowohl die gesetzlichen Grundlagen als auch die Vollzugsstrukturen fehlen. Ein überladenes Pflichtenheft würde wohl auch die in der Berufsbildung aktiven Verbände überfordern. Die in der Parlamentarischen Initiative Müri sowie der Motion Fetz vorgesehenen jährlichen Mittel von 50 Millionen Franken dürften zudem in anderen Bereichen der Berufsbildung zu Engpässen führen. Die WBK-Ständerat empfiehlt die Motion Fetz zur Ablehnung und leistet der Parlamentarischen Initiative Müri keine Folge.

Die Kommission erwartet jedoch richtigerweise in ihrem Postulat, dass die Potenziale bei den Erwachsenen ohne Berufsabschluss erschlossen werden. Dies setzt unter anderem voraus, dass die entsprechende Datenlage verbessert, die interinstitutionelle Zusammenarbeit auf Behördenebene überprüft sowie gewährleistet werden und dass Information, Beratung, Ausbildung und Qualifizierungsverfahren mit möglichst moderaten Kosten oder sogar unentgeltlich angeboten werden.

Aus Sicht des Schweizerische Arbeitgeberverbands ist zudem von zentraler Bedeutung, dass sich die Massnahmen zur Förderung von Berufsabschlüssen für Erwachsene nach dem vorhandenen Potenzial sowie dem Bedarf auf dem Arbeitsmarkt ausrichten. Zudem muss für die Teilnehmenden und ihre Arbeitgeber ein nachweisbarer Mehrwert entstehen, der sich etwa in verbesserten Arbeitsmarktchancen oder gesteigerter Produktivität ablesen lässt. Daher ist eine massvolle, aber stetige Entwicklung in diesem Bereich zwar angezeigt. Einen rein angebotsgetriebenen Ausbau von Bildungsangeboten gilt es jedoch zu verhindern.