Bildungsbericht 2023: Berufliche Grundbildung weiterhin sehr gefragt

21. März 2023 News

Zum vierten Mal fungiert der Bildungsbericht als Pulsmesser der Schweizer Bildungslandschaft. Auf knapp 400 Seiten sind alle aktuellen Informationen und Analysen zusammengetragen. Daraus lassen sich zentrale Aussagen über die Schweizer Bildungslandschaft ableiten, die nicht zuletzt als Grundlage für die weiteren Arbeiten der Bildungsakteure dienen.

Der Schweizer Bildungsbericht leistet einen wichtigen Beitrag zum Bildungsmonitoring von Bund und Kantonen sowie für weitere Bildungsakteure. Er enthält Befunde an die Adresse der Bildungspolitik und ist ein praktisches Nachschlagewerk für alle, die sich mit Bildungsfragen befassen. Fünf Jahre nach dem letzten Bildungsbericht und in einem schwierigen Umfeld (Coronavirus-Pandemie, Ukraine-Konflikt) weist der Bildungsbericht 2023 nun die aktuellen Herausforderungen der Bildungslandschaft der Schweiz aus. Das Bildungssystem ist eng mit der Wirtschaft und der Gesellschaft verbunden. Der Bildungsbericht ist deshalb zentral für unterschiedliche Empfängerkreise, da sich daraus system- und arbeitsmarkttechnische Fragen ableiten lassen.  

Erfreulicherweise weist der aktuelle Bildungsbericht aus, dass die berufliche Grundbildung nach wie vor stark ist. Über zwei Drittel der Schülerinnen und Schüler entscheiden sich nach der obligatorischen Schule für diesen Karriereweg. Sie wurden auch nicht durch die Covid-19-Pandemie aufgehalten: Erste Befürchtungen bewahrheiteten sich nicht und es suchten ungefähr gleich viele Jugendliche eine Lehrstelle, wie vor der Krise. Eine grosse Mehrheit der Jugendlichen findet auch ihre gewünschte Lehrstelle: So sei es für 84 Prozent sogar die Wunschlösung, wird eine Studie aus dem Jahr 2021 im Bildungsbericht zitiert.  

Betreffend den Fachkräftemangel zeigt sich, dass besonders viele Arbeitnehmende in denjenigen Berufen gefragt sind, für die ein Abschluss auf Tertiärstufe notwendig ist (höhere Berufsbildung oder Hochschule). Da der Bildungsbericht an verschiedenen Stellen darauf hindeutet, dass die individuelle Entscheidung für oder gegen eine Tertiärausbildung – insbesondere in der höheren Berufsbildung – häufig aufgrund fehlender oder falscher Informationen gefällt wird, sehen die Arbeitgeber in den Berufswahlprozessen und der Laufbahnberatung ein grosses Handlungspotential. 

Eine weitere Studie zeigt auf, dass Arbeitgeber für Einstiegsstellen eine Berufsausbildung gegenüber einem gymnasialen Abschluss (ohne weitere Ausbildung) oftmals präferieren. Auch für Bewerbungsgespräche für weiterführende Stellen werden Absolventinnen und Absolventen einer Höheren Fachprüfung Absolvierenden einer Uni (BA) beziehungsweise Fachhochschule (MA) oftmals vorgezogen. Damit sich Jugendliche und Berufsleute auch weiterhin für die berufliche Grundbildung und Abschlüsse der höheren Berufsbildung entscheiden, bleibt es wichtig, die höhere Berufsbildung und ihre Anerkennung in der Gesellschaft zu stärken. Bund und Sozialpartner arbeiten gerade Massnahmen aus, um beispielsweise die Gleichwertigkeit zwischen Abschlüssen der höheren Berufsbildung und akademischen Abschlüssen ausdrücken zu können. 

Der aktuelle Bildungsbericht zeigt, dass die Schweizer Berufsbildung flexibel ist und sich an unterschiedliche Herausforderungen anpassen kann. Dies ist im Umfeld der aktuellen Megatrends wie der Digitalisierung sowie dem Fachkräftemangel und den wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen zentral. 

Der Bildungsbericht dient auch für die weiteren Arbeiten innerhalb der Tripartiten Berufsbildungskonferenz (TBBK), in welcher der Schweizerische Arbeitgeberverband Einsitz hat und die damit beauftragt ist, die Entwicklungen in der Berufsbildung zu beobachten und bei Bedarf Massnahmen zu ergreifen.