Beschäftigungsfähigkeit der Älteren stärken und Vorurteile abbauen

26. April 2018 News

Die Schlusserklärung zur vierten Nationalen Konferenz zu älteren Arbeitnehmenden tritt immer noch vorhandenen negativen Stereotypen dieser Altersgruppe entgegen. Für einen kulturellen Wandel setzen sich die Arbeitgeber zusammen mit anderen Akteuren ein. Einen Ausbau des Kündigungsschutzes lehnen sie hingegen mit Nachdruck ab.

Die Forschung in der Schweiz hat keine Anhaltspunkte gefunden, wonach die älteren Arbeitnehmer in den Unternehmen heute weniger willkommen sind als früher. So stehen gemäss den jüngsten  Indikatoren zur Situation älterer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer auf dem Schweizer Arbeitsmarkt die älteren Arbeitskräfte auch gegenüber ihren jüngeren Altersgenossen sehr gut da. Die harten Fakten unterstreichen für die Gruppe der 55- bis 64-Jährigen, dass die Erwerbstätigkeit hoch, die Arbeitslosigkeit tief und die Sozialhilfequote unterdurchschnittlich ist. Allerdings brauchen ältere Arbeitslose im Durchschnitt deutlich länger, bis sie wieder eine Stelle finden.

Demgegenüber ist die Debatte um die Arbeitslosigkeit von Älteren stark emotional aufgeladen. Das ist verständlich, denn besonders ältere Arbeitnehmende können Brüche in ihrer Erwerbsbiographie als gravierende Einschnitte empfinden, die weit über das berufliche Leben hinaus schmerzen.

Die immer noch vorhandenen negativen Stereotypen sind in die Schlusserklärung der vierten Nationalen Konferenz zu älteren Arbeitnehmenden eingeflossen. Die Erklärung ist das gemeinsame Resultat der Diskussionen von Vertretern des Eidgenössischen Departements für Wirtschaft, Bildung und Forschung WBF, den Kantonen und den Sozialpartnern, darunter der Schweizerische Arbeitgeberverband (SAV). Unter Berücksichtigung der Fakten und der Wahrnehmung hat sich der SAV für eine Gesamtschau eingesetzt, die als Richtschnur für verantwortungsvolle, weitsichtige Politik dienen soll. Die Arbeitgeber orten ein Defizit bei Altersbildern und Stereotypen, an deren Abbau sie im Rahmen der Konferenz mitwirken wollen. Hingegen warnen sie vor unerwünschten Folgen durch Arbeitsmarktregulierungen. Das Hauptaugenmerk muss auf der jetzigen und künftigen Beschäftigungsfähigkeit des Einzelnen liegen. Ausschlaggebend sind dabei die Kombination aus Eigeninitiative und Verantwortung der Mitarbeitenden, einer vorausschauenden Personalpolitik der Unternehmen sowie einem guten Bildungssystem, das mit Beratungsangeboten ergänzt ist.

Für ältere Arbeitslose besteht das wissenschaftlich erhärtete Erfolgsformel aus einer Kombination von geringen vorzeitigen Ruhestandsanreizen, tiefen – nicht hohen – Arbeitsmarktbarrieren für ältere Arbeitnehmer und einer Förderung der Beschäftigungsfähigkeit Älterer. Eine darauf ausgerichtete Politik hilft älteren Arbeitslosen am ehesten, rasch wieder eine Stelle zu finden.

Völlig kontraproduktiv ist dagegen ein Ausbau des Kündigungsschutzes für ältere Arbeitnehmende. Wenn eine Firma nicht mehr entlassen darf, stellt sie auch kaum mehr ein. Durch einen übermässigen Kündigungsschutz für Ältere werden diese also vom Arbeitsmarkt verdrängt. Das lässt sich unter anderem für Frankreich und Spanien anhand der dortigen Langzeitarbeitslosigkeit nachweisen. Stattdessen plädieren die Arbeitgeber dafür, frühzeitig den offenen und transparenten Dialog mit den betreffenden Mitarbeitenden zu suchen, um Perspektiven für ihr Berufsleben zu entwickeln. Darüber hinaus sehen das Arbeitsrecht, das Arbeitsgesetz sowie das Arbeitslosenversicherungsgesetz schon jetzt besondere Schutzvorschriften für langjährige Mitarbeitende vor. Beispielsweise besteht ein verlängerter Taggeldanspruch in der Arbeitslosenversicherung ab Alter 55.