Kaum Spielraum für Lohnerhöhungen – steigende Kaufkraft

11. August 2020 News

Mit der schrittweisen Aufhebung der Schutzmassnahmen gegen die Covid-19-Pandemie beginnt die Wirtschaft wieder Fuss zu fassen. Für die Unternehmen stehen dabei der Erhalt von Arbeitsplätzen und Investitionen im Vordergrund. Damit bleibt für Lohnerhöhungen kaum Spielraum. Dank der negativen Teuerung können sich Arbeitnehmer trotzdem mehr leisten.

Die Corona-Pandemie hat international zu einem massiven Wirtschaftseinbruch geführt, der stärker ausfällt als im Nachgang zur Finanzkrise von 2008. In der Schweiz rechnet die Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich (KOF) mit einem Rückgang des BIP um 4,9 Prozent für 2020. Betroffen von der Krise sind insbesondere Unternehmen, die wegen der Massnahmen im Zusammenhang mit Covid-19 ihre Betriebe ganz oder teilweise schliessen mussten. Darunter litten ebenfalls vor- und nachgelagerte Betriebe.

Als Folge der Pandemie hat fast ein Fünftel aller Beschäftigten Kurzarbeit erhalten. Mit dieser Massnahme bekamen Arbeitnehmer rasch und unbürokratisch einen Einkommensersatz. Zudem konnte bisher eine Massenarbeitslosigkeit mit einer grossen Einbusse an wirtschaftlicher Substanz in den Unternehmen verhindert werden.

Wie schwierig sich die Situation für die Unternehmen weiterhin erweist, zeigen die Ergebnisse der KOF-Konjunkturumfrage. Rund 60 Prozent der teilnehmenden Firmen geben an, dass ihre Geschäftstätigkeit stark beeinträchtigt ist, und etwa 14 Prozent sehen gar ihre Existenz stark oder sehr stark bedroht. Diese Aussagen wiederspiegeln sich auch im nach wie vor negativen Beschäftigungsindikator, der in der Gastronomie und in der Industrie so tief notiert wie im April dieses Jahres. Als Folge dieser schwierigen Situation blieben in vielen Unternehmen auch wichtige Investitionen in zukunftsweisende Innovationen aus, womit sich ein grosser Nachholbedarf aufgestaut hat. Bleiben diese Investitionen noch länger aus, wird dies kurz- bis mittelfristig die Wettbewerbsfähigkeit empfindlich schwächen.

Erste Branchenverbände haben inzwischen mit den Lohnverhandlungen begonnen. Die Rückmeldungen zeigen, dass kaum Spielraum für Lohnerhöhungen besteht. Vielmehr hat in dieser schwierigen Zeit der Erhalt der Arbeitsplätze und die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit Priorität. Für die Hotellerie und Gastronomie liegt bereits ein Verhandlungsergebnis vor. Diese beiden Branchen haben sich mit den Sozialpartnern darauf geeinigt, die Löhne für die Jahre 2020 und 2021 auf dem Niveau von 2019 zu belassen. Ähnliche Signale sind aus anderen Branchen zu vernehmen. Etwas besser dürfte es in Branchen aussehen, die von der Corona-Krise kaum betroffen sind.

Trotz dieser wenig erfreulichen Aussichten gibt es einen Lichtblick für die Arbeitnehmer. Ihnen spielt in die Hände, dass die Teuerung für dieses und nächstes Jahr mit -0,9 und -0,3 Prozent negativ prognostiziert wird. Damit werden die teuerungsbereinigten Reallöhne und somit die Kaufkraft selbst bei stagnierenden Nominallöhnen gleichmässig bei allen Arbeitskräften steigen. Dieser Umstand ist für alle höchst willkommen, dürfte dies doch bei der stark verbesserten Konsumentenstimmung weiter zur Stützung der geschwächten Wirtschaft beitragen.