«Niemand kann so gut Krisenmanagement wie die Armee»

14. September 2020 5 Fragen an...

Die Armee sei die einzige und die beste praktische Führungsausbildung der Schweiz, sagt Armee-Chef Thomas Süssli. Im Gespräch erzählt er, weshalb das so ist und was das Militär aus der Corona-Krise lernen konnte.

Seit 1848 gab es in Friedenszeiten keine grössere Mobilmachung in der Schweiz als diesen Frühling. Zur Bekämpfung des Coronavirus kam es zu einer Teilmobilmachung. Was sind Ihre Erfahrungen und Learnings aus dieser Zeit?

Alle vier Säulen der Weiterentwicklung der Armee haben sich bewährt – Erhöhung der Bereitschaft, Kaderausbildung, Ausrüstung, Regionalisierung. Für mich am wichtigsten: Die Kommandanten haben ihren Leuten vertraut und haben Resultate eingefordert, sind selbst aber auch als Vorbild vorangegangen. Auch die Mobilmachung hat sich sehr bewährt. Wir hatten beim dem elektronischen Alarm innerhalb einer Stunde 80 Prozent Rückmeldungen. Am Schluss sind 90 Prozent der Aufgebotenen eingerückt. Das ist ein sehr eindrückliches Resultat. Wir haben aber auch festgestellt, dass die Kommando- und Kontrollstrukturen zu komplex waren. Das werden wir zugunsten der Truppe korrigieren.

Was würden Sie sagen, was sind die wichtigsten Faktoren der Schweizer Armee in Bezug auf den Wirtschaftsstandort Schweiz?

Entscheidend ist der Faktor Sicherheit. Die Schweiz ist ein sicheres Land mit einer direkten Demokratie, welche Stabilität garantiert. Und unsere Milizarmee besteht aus Bürgerinnen und Bürgern in Uniform, die einen speziellen Dienst zugunsten der Sicherheit von uns allen leisten. Dank ihrem zivilen Know-How sind sie Soldatinnen und Soldaten mit einzigartigen Qualitäten.

Was ist der Mehrwert für Arbeitgeber, wenn die Arbeitnehmer eine militärische Laufbahn einschlagen?

Wir bilden unsere Kader primär für Ihre Aufgaben in der Armee aus. Aber auch die Privatwirtschaft profitiert direkt von der Tatsache, dass die Armee die einzige und die beste praktische Führungsausbildung der Schweiz ist. Der militärische Führungsrhythmus mit Problemerfassung, Beurteilung der Lage, Entschlussfassung, Planentwicklung sowie Befehlsgebung und einer allfälligen Revision der Pläne lässt sich auch in der Privatwirtschaft anwenden – inklusive Erstellung eines Zeitplans und zu ergreifenden Sofortmassnahmen. Dazu kommt, dass niemand so gut Krisenmanagement kann wie die Armee. Kurz gesagt: Wir befähigen die Leader von morgen. Davon können sich alle Interessenten live am 28. Oktober am Anlass in Bülach überzeugen.

In Ihrer Milizfunktion waren Sie Kommandant der Sanitätskompanie 22 und des Spitalbataillons 5. Heute sind Sie Armeechef. Was braucht es im Militär, um eine so erfolgreiche Karriere zu absolvieren?

Es braucht den Willen, sich zu engagieren, mehr zu tun als das Minimum – aber das ist bei einer zivilen Karriere identisch. Zudem ist es wichtig, sich selbst und offen für Neues zu bleiben. Aber bei all dem gilt: Es lässt sich nicht planen, Chef der Armee zu werden – es braucht auch das nötige Quäntchen Glück.

Sie haben die Grundausbildung zum eidg. dipl. Programmierer/Analytiker absolviert. Was für eine Ausbildung würden Sie den Jungen heute raten?

Lernt etwas, was Ihr gerne macht – dann macht die Arbeit auch Spass und erfüllt einen. Und bleibt nach Eurer Grundausbildung nicht untätig – bildet Euch weiter. Vergesst nicht, dass Ihr noch fünfzig Jahre lang arbeiten werdet.

Armeechef Thomas Süssli und SAV-Präsident Valentin Vogt laden am 28. Oktober 2020 zum «Dialog zwischen Wirtschaft und Armee» ein. Anmeldung hier.