«Schreiner wollen oft in der Holzbranche bleiben»

9. Juni 2020 5 Fragen an...

Durch Krankheit, Verschleiss und Unfälle verliert die Holzbranche jedes Jahr viele talentierte und motivierte Fachkräfte. Das möchte die «Stiftung WQ Solothurn» ändern. Mit gezielten Massnahmen und Förderprogrammen können die Mitarbeiter in der Branche bleiben, und die Arbeitgeber können die von ihnen ausgebildeten Fachkräfte behalten. Peter Hofmann ist Geschäftsführer der Stiftung und seit 1994 die treibende Kraft hinter dieser Idee.

Peter Hofmann von der Stiftung WQ Herr Hofmann, Sie waren seit der Lancierung der Stiftung für das Wiedereingliederungskonzept zuständig. Was können Sie heute den Handwerkern bieten, die nicht mehr auf ihrem Job arbeiten können?

Wir bieten Beratungen, Job- und Bewerbungscoachings und individuelle Fördermassnahmen. Unser Kerngeschäft ist die Vollzeitmassnahme, die maximal 22 Monate dauert. Dabei schulen wir die Arbeitnehmer auf einen angepassten neuen Job um. Wichtig zu erwähnen ist, dass die Personen vor der Wiedereingliederung ein mehrmonatiges Praktikum absolvieren. Unsere Vision ist es, Berufsleute nach einem Unfall oder einer Krankheit wieder in den Arbeitsmarkt einzugliedern.

Was wird aus einem Handwerker, der nicht mehr auf seinem Job arbeiten kann?

Der grösste Teil der arbeitsunfähigen Handwerker wechselt in die Sachbearbeitung, Planung oder den Verkauf. Die meisten wollen aber in der Holzbranche bleiben.

Und wie kommen die Arbeitnehmer zu Ihnen?

Üblicherweise meldet ein Arzt die betroffene Person bei der IV oder Suva an. Über 80 Prozent lassen sich aufgrund einer Krankheit umschulen, hauptsächlich wegen Verschleisserscheinungen. Unsere Stiftung wird in einem Informationsgespräch hinzugezogen. Wir zeigen den Betroffenen Perspektiven  und unsere Möglichkeiten auf. Im Rahmen eines zweitägigen Assessments können wir dann den Wünschen und Fähigkeiten einer Person auf den Grund gehen. Dieses Wissen fliesst schliesslich in die Weiterbildung ein. Stimmt das für den Betroffenen und spricht die zuständige Stelle die Kosten, kann der Schulalltag beginnen. Es ist wichtig, dass dieser Prozess schnell eingeleitet wird. Nur so erkennt der Arbeitnehmer rasch seine neuen Möglichkeiten.

Welches sind die grössten Herausforderungen?

Die Zusammenarbeit mit den verschiedenen IV-Stellen ist nicht immer einfach. Der persönliche Kontakt mit den Beratern ist wichtig, aber auch sehr zeitintensiv. Ausserdem gibt es viele Anbieter von Weiterbildungskursen. Nach diesen Kursen ist ein Arbeitnehmer für die IV-Stelle zwar wieder vermittelbar, konnte sich aber nicht von Grund auf umschulen lassen. Für uns ist aber genau das wichtig. Wir können nach unserem 22-monatigen Programm gut ausgebildete Fachkräfte weitervermitteln.

Was bringt die Stiftung für Arbeitgeber?

Wenn Arbeitgeber das Wort IV hören, schrecken einige zurück. Sie machen sich Sorgen, dass der Mitarbeiter nicht einsatzfähig sein könnte. Oder sie erwarten, viel mit Behörden zu tun zu haben. Das ist aber nicht der Fall. Deshalb ist es für uns wichtig, auch aufzuklären. Ein Arbeitnehmer, der von uns aus- oder weitergebildet wurde, ist voll einsetzbar.