Nationalrat gegen parallele Informatik-Offensive

15. Juni 2017 News

Der Nationalrat hat eine Kommissionsmotion abgelehnt, die eine Informatik-Offensive auf Stufe Volksschule, in der Berufsbildung und in den Gymnasien starten wollte. Dieser Entscheid ist richtig, denn diese Offensive hätte zu unnötigen Parallelaktivitäten geführt und wäre kaum nachhaltig gewesen. Das Anliegen ist aber zweifellos wichtig und wird weiterverfolgt.

Für die Wirtschaft haben ICT-Kompetenzen, ein grundlegendes Verständnis der ihnen zugrunde liegenden Technologien sowie Fragen rund um die Computerprogrammierung eine hohe Bedeutung. Eine durch den Bund angestossene Offensive – parallel zu den vielen anderen Aktivitäten mit ähnlicher Zielsetzung – wäre aber nicht zielführend. Zudem bestehen verschiedene Ziel- und Ressourcenkonflikte in den eng befrachteten Ausbildungsprogrammen der verschiedenen Bildungsgefässe.

Auf der Volksschulstufe wird diese Anliegen in der Deutschschweiz im Lehrplan 21 mit dem Modul «Medien und Informatik» berücksichtigt. So lautet eine der Zielsetzungen: «Grundkonzepte der Informatik verstehen und zur Problemlösung einsetzen». Aus Sicht der Arbeitgeber ist es daher unerlässlich, diese Module in den neuen und noch nicht eingeführten Lehrplänen in der nötigen Qualität und mit den entsprechenden Mitteln (Schulung der Lehrpersonen, Lehrmitteln, etc.) auch tatsächlich umzusetzen.

Die Inhalte der beruflichen Grundbildung richten sich schon heute an den Bedürfnissen des Arbeitsmarkts aus und werden laufend aktualisiert. Dafür sind die entsprechenden Verbände massgeblich verantwortlich. Derzeit arbeitet der Bund zusammen mit den Kantonen an der übergeordneten Strategie «Berufsbildung2030», die sich mit den Megatrends Globalisierung, Dienstleistungsgesellschaft, Demographie, etc. befasst. Die Digitalisierung ist ein wichtiger Aspekt – aber nicht der einzige. Die Fokussierung der Politik auf bloss einen Aspekt eines komplexen Systems, das die Jugendlichen mit verschiedenen Kompetenzen ausstattet, scheint wenig zielführend.

Der Bundesrat prüft derzeit mit den Kantonen, welche Auswirkungen die Digitalisierung auf den Bildungs- und Forschungsbereich hat. Ende Juni 2017 wird er Massnahmen vorschlagen. Es ist davon auszugehen, dass die Schweiz im Bereich der Bildung insgesamt sehr gut aufgestellt ist. Zudem werden derzeit die veränderten Anforderungen an die Kompetenzen im schweizerischen Arbeitsmarkt vom Eidgenössischen Hochschulinstitut für Berufsbildung vertieft untersucht. Abhängig von diesen Analysen werden womöglich weitere Massnahmen angezeigt sein.