Neue Studie zeigt: Die Unternehmen engagieren sich für mehr Frauen in den Verwaltungsräten

31. Oktober 2013 Medienmitteilungen

Die meisten börsenkapitalisierten Unternehmen in der Schweiz wollen den Anteil der Frauen in den Verwaltungsräten erhöhen – und setzen entsprechende Massnahmen um: Das zeigt eine neue Studie, die der Schweizerische Arbeitgeberverband (SAV) und der unabhängige Vermögensverwalter zCapital gemeinsam präsentiert haben. Gemäss SAV-Präsident Valentin Vogt belegt die Studie auch, dass es keine gesetzlichen Quoten braucht. Er attestiert aber einen gewissen Handlungsbedarf und fordert die Unternehmen auf, die in der Studie deklarierten Ziele mit konkreten Taten zu erreichen.

Der Schweizerische Arbeitgeberverband (SAV) setzt sich dafür ein, die Frauenanteile in Verwaltungsräten und Führungsgremien zu erhöhen. Er unterstützt deshalb alle Massnahmen, die in dieser Hinsicht von den Unternehmen umgesetzt werden. Grund ist etwa die Tatsache, dass gemischte Teams auch in der Wirtschaft bessere Leistungen erbringen. Zudem besteht in der Schweiz ein gewisser Nachholbedarf: So hat sich der Frauenanteil in Verwaltungsräten (VR) zwar positiv entwickelt, im Vergleich zu anderen europäischen Ländern ist er aber noch relativ tief. Der SAV ist jedoch überzeugt, dass die Förderung der Frauen den Unternehmen selber überlassen werden muss. Die Einführung einer gesetzlichen Frauenquote für VR – wie sie auch in der Schweiz auf politischer Ebene gefordert wird – lehnt er klar ab, wie Präsident Valentin Vogt an der Medienkonferenz in Bern bekräftigte.

Der SAV legt laut Vogt aber Wert darauf, dass die Debatte differenzierter und sachlicher geführt wird. Er hat deshalb zusammen mit dem unabhängigen Vermögensverwalter und Corporate-Governance-Spezialisten zCapital eine Studie erstellt. Diese basiert auf einer Umfrage bei den Verwaltungsrats-Präsidenten von 150 börsenkotierten Schweizer Publikumsgesellschaften des SPI. Dabei stand die Frage im Zentrum, wie die Unternehmen ihre Frauenanteile in den VR künftig erhöhen wollen. Die hohe Rücklaufquote von 60 Prozent entspricht 77,5 Prozent der Marktkapitalisierung des SPI. Die Studie kann deshalb als repräsentativ beurteilt werden. Die wichtigsten Ergebnisse, die von Gregor Greber, CEO von zCapital, präsentiert wurden, lassen sich wie folgt zusammenfassen:

  • Der Anteil Frauen in VR hat in den letzten fünf Jahren zugenommen. Die Tendenz ist sowohl bei grosskapitalisierten SMI-Gesellschaften als auch bei den Firmen des SPI Extra positiv. Der Frauenanteil bei SMI-Gesellschaften liegt jetzt bei 16,2 Prozent, derjenige bei Gesellschaften des SPI Extra bei 7,6 Prozent. Die Unterschiede in den Branchen sind aber erheblich. Im laufenden Jahr wurden zudem so viele Frauen wie nie zuvor in die VR gewählt: Bei SMI-Gesellschaften wurden 36 Prozent der bei Neuwahlen zur Verfügung stehenden Sitze mit Frauen besetzt. Bei Gesellschaften des SPI Extra war es jeder fünfte Sitz.
  • Drei Viertel der Gesellschaften planen, den Frauenanteil im VR zu erhöhen. Von den Unternehmen, die (noch) keine Frauen im VR haben, wollen künftig 84 Prozent Frauen für das oberste Führungsgremium rekrutieren. 55 Prozent der Gesellschaften haben klare zeitliche Vorstellungen, um den Frauenanteil zu erhöhen: 17 Prozent wollen die Ziele in ein bis zwei Jahren erreichen, 30 Prozent in zwei bis vier Jahren und 8 Prozent in vier bis sechs Jahren. Zudem wollen knapp 60 Prozent der kleineren und mittleren Unternehmen den Frauenanteil in den nächsten sechs Jahren erhöhen. Bei den SMI-Gesellschaften (die schon Frauen im VR haben) sind es ein Drittel.
  • Bei den Gründen, die für eine Erhöhung des Frauenanteils massgebend sind, sticht ein Faktor heraus: Praktisch alle Gesellschaften stellen fest, dass gemischten Teams bessere Leistungen erbringen. Oft erwähnt wird zudem, dass Frauen zu einer offeneren Diskussions- und Unternehmenskultur beitragen.
  • Bei der Planung und Umsetzung besteht noch Handlungsbedarf: Erst 9 Prozent der befragten Gesellschaften verfügen bisher über klare Ziele, wie hoch der prozentuale Anteil der Frauen im VR sein soll.
  • Die Anforderungen an Kandidatinnen entsprechen den üblichen Anforderungsprofilen: Am häufigsten genannt werden strategische Kompetenzen und Führungserfahrung. Das gewünschte Altersprofil liegt zwischen 40 und 50 Jahren – und zielt darauf ab, die VR zu verjüngen. Rekrutiert werden Kandidatinnen am häufigsten in der Schweiz und Europa, wobei SMI-Gesellschaften vermehrt auch auf dem globalen Markt nach Kandidatinnen suchen.
  • Die befragten VR-Präsidenten legen grossen Wert auf eine Selbstregulierung zur Erhöhung des Frauenanteils. Sie wollen nicht, dass der Gesetzgeber interveniert oder die Aktionäre über statutarische Bestimmungen verbindliche Vorgaben machen.

Die Flexibilität und Organisationsfreiheit der Unternehmen nicht einschränken
Die Ergebnisse der Studie zeigen gemäss Valentin Vogt klar: Die Unternehmen sind sehr wohl gewillt, die Frauenanteile in den obersten Führungsgremien zu erhöhen. Gesetzlichen Druck braucht es nicht. Bei der Planung und Umsetzung der Massnahmen besteht aber noch Handlungsbedarf: «Wir erachten es deshalb als sinnvoll, wenn sich die Unternehmen konkrete Ziele setzen und sich daran messen lassen. Unsere Studie soll dabei als Orientierungshilfe dienen», erklärte Vogt. Er betonte zudem, dass gesetzliche Quoten auch die unternehmerische Freiheit gefährden. Die Flexibilität und Organisationsfreiheit der Firmen dürfe nicht eingeschränkt werden. Bei der Rekrutierung müsse letztlich die Qualifikation entscheidend sein. Um gesetzliche Regelungen zu vermeiden, sei es aber nötig, den Worten auch Taten folgen zu lassen – und das Prinzip der bewährten Selbstregulierung zu stärken. Der SAV unterstützt deshalb die Präzisierung des Prinzips «Gender Diversity» im «Swiss Code of Best Practice for Corporate Governance» von Economiesuisse. So soll die angemessene Vertretung von Frauen im VR als «Best Practice» erklärt werden. Damit würden die Unternehmen im Rahmen der Selbstregulierung aufgerufen, ihren Frauenanteil im VR zu erhöhen – nach dem Grundsatz «comply or explain».