Auf dem Weg zur «She-conomy»

Die Standortattraktivität der Schweiz für internationale Firmen hat in den letzten Jahren gelitten, ist im jüngsten McKinsey-Report zu lesen. Diese Entwicklung ist besorgniserregend, wenn man sich die Bedeutung dieser Wirtschaftsträger für die Schweiz vor Augen führt: Ausländische Firmen machen in der Schweiz zwar nur vier Prozent aller Unternehmen aus, sind aber Grossarbeitgeber und tragen stolze 36 Prozent zu unserem Bruttoinlandprodukt bei.

Verschlechtert hat sich Situation namentlich in einer unserer Paradedisziplinen: dem Arbeitsmarkt. Die Unternehmer kehren der Schweiz den Rücken, weil sie hierzulande zu wenig hoch qualifizierte Arbeitnehmer mit dem passenden Ausbildungsrucksack finden. Es fehlt besonders an Fachkräften in sogenannten MINT-Berufen, also an Absolventen mit den Fachgebieten Mathematik, Information, Naturwissenschaften und Technik.

Im Verlauf der Digitalisierung und Vernetzung ist ausserdem generell eine steigende Nachfrage nach höher qualifizierten Arbeitskräften zu beobachten. Denn der digitale Wandel führt in der Arbeitswelt zu einer Verschiebung der Produktionstechnologie und einer Spezialisierung des Wissens. Wirft man einen Blick auf die Arbeitsmarktstatistiken, zeigt sich allerdings ein weiterer Makel: Die Schweiz weist europaweit mit fast 44 Prozent einen der höchsten Bevölkerungsanteile an tertiär gebildeten Personen aus.

Im Ländervergleich ist die Erwerbslosenquote dieser Personen mit Hochschul- oder Universitätsabschluss sowie Abschlüssen von Fachhochschulen und höheren Fachschulen hingegen relativ hoch. Zugrunde liegt diesem Phänomen unter anderem ein «Mismatch», die fehlende Übereinstimmung von Arbeitsangebot und -nachfrage, aber auch von Lebenslauf und Stellenprofil. Konkret: Schweizer Hochschulen und Universitäten entlassen mehr Sozial- und Geisteswissenschaftler als die Arbeitswelt aufnehmen kann.

 

Um den Wandel voranzutreiben, braucht es die hiesige Jugend, die sich in mathematisch-technischen Berufen weiterbilden will und unsere Wirtschaft in eine innovative Zukunft führt.

Darum kann nicht genug betont werden, dass besonders Frauen gute Karriereaussichten winken, wenn sie sich zu einem MINT-Beruf entschliessen. Erhebungen der US-amerikanischen Bank Merill Lynch zur «She-conomy», also zum Arbeitskräftepotenzial von Frauen, attestieren zudem dem europäischen Arbeitsmarkt einen enormen Wandel hin zur Gleichberechtigung von Frauen und Männern – auch in Führungsetagen. Um diesen Wandel voranzutreiben, braucht es die hiesige Jugend, die sich in mathematisch-technischen Berufen weiterbilden will und unsere Wirtschaft in eine innovative Zukunft führt.

Die Kolumne von Valentin Vogt ist in der «Zürichsee-Zeitung» erschienen.