Pensionskassen wird öfters vorgeworfen, die Kosten ihrer Vermögensverwaltung seien zu hoch. Ist diese Kritik berechtigt?
Ja, die Kritik ist berechtigt, denn nach wie vor schenken viele Vorsorgeeinrichtungen den Vermögensverwaltungskosten nicht genug Beachtung. Sie wissen oft zu wenig über ihren grössten Kostenblock. Und selbst wenn sie das entsprechende Wissen haben, handeln sie zu selten. Dabei lassen sich die Ausgaben für die Vermögensverwaltung – im Wesentlichen sind das die Kosten für Management, Transaktionen und Verwahrung der Wertschriften – um 5 bis 25 Prozent senken.
Angesichts der aktuellen finanziellen Herausforderungen sowie regulatorischen Anforderungen haben die Pensionskassen doch ein grosses Interesse, diese Kosten möglichst tief zu halten. Weshalb engagieren sie sich nicht stärker dafür?
Die Pensionskassen haben andere Prioritäten sowie zu wenig Zeit und Know-how, um sich eingehend mit den Kosten der Vermögensverwaltung zu befassen. Potenzielle Interessenkonflikte und teils langjährige Beziehungen zwischen Pensionskassen und Vermögensverwaltern erschweren es zusätzlich, das ohnehin unangenehme Thema der zu hohen Kosten anzusprechen. Deshalb wird das Problem häufig schöngeredet statt angepackt. Die tieferen Renditen an den Kapitalmärkten und die seit drei Jahren geltende Pflicht für die Pensionskassen, ihre Kosten in der Jahresrechnung offenzulegen, haben dem Thema inzwischen aber zu mehr Aufmerksamkeit verholfen. So haben die Pensionskassen in den letzten Jahren vermehrt Anstrengungen unternommen, ihre Kosten in der Vermögensanlage zu senken.
Was können Pensionskassen konkret tun, um ihre Vermögensverwaltungskosten zu senken?
Zu welcher Anlagestrategie raten Sie den Pensionskassen im gegenwärtigen Umfeld?
Zentral ist, dass der Stiftungsrat die richtigen Fragen diskutiert, bevor er die Anlagestrategie festlegt. Angesichts der grossen Herausforderungen durch die Überalterung unserer Gesellschaft und des knausrigen dritten Beitragszahlers steigt der Druck auf die Pensionskassen, höhere Risiken einzugehen. Sie bewegen sich dabei auf einem schmalen Grat, denn höhere Anlagerenditen sind immer auch mit einem höheren Risiko verbunden. Vor diesem Hintergrund wird die Senkung der Vermögensverwaltungskosten als Mittel zur risikofreien Erhöhung der Rendite umso bedeutender. Aber zuerst muss eine Anlagestrategie mit passenden Anlageprodukten festgelegt werden. Erst anschliessend und unabhängig davon erfolgt die Kostenbetrachtung.
Was empfehlen Sie in Anbetracht des herausfordernden Umfelds den Arbeitgebern: Wann ist es überhaupt noch sinnvoll, eine eigene Pensionskasse zu führen?
Zuallererst muss betont werden, dass die zweite Säule ohne das Engagement der Arbeitgeber nicht funktionieren würde. Vielfach setzen sie sich im überobligatorischen Bereich freiwillig zugunsten der Arbeitnehmenden ein. Allerdings stehen die Arbeitgeber vor zunehmenden Herausforderungen: Die Führung einer eigenen Pensionskasse wird nicht zuletzt aufgrund neuer Regulierungen immer aufwändiger und erfordert zusätzliches Wissen. Aus Effizienzgründen ist es nachvollziehbar, dass sich tendenziell immer mehr Arbeitgeber Sammelstiftungen anschliessen. Dennoch empfehle ich Unternehmen mit der erforderlichen Grösse grundsätzlich, die berufliche Vorsorge in den eigenen Händen zu behalten. Dadurch sind sie freier, individuelle Lösungen zu offerieren. Sie können beispielsweise einen flexiblen Rentenübertritt oder Teilzeitarbeit über das gesetzliche Rentenalter hinaus anbieten und sich somit für die wichtiger werdenden älteren Arbeitnehmenden als attraktiver Arbeitgeber positionieren.