Hunkeler: Pensionierung «fast wie Drogenentzug»

30. September 2015 Best Practice

Das Familienunternehmen Hunkeler AG trifft mit älteren Mitarbeitenden ganz unterschiedliche Vereinbarungen. So verschieden die individuellen Lösungen sind, so verschieden sind auch die – überwiegend positiven – Erfahrungen. Beim KMU aus Wikon ist man überzeugt, dass die Chancen der Zusammenarbeit mit älteren Personen deren «Schwächen» wettmachen.

Die Erfahrungen des Luzerner Unternehmens Hunkeler mit seinen älteren Angestellten sind vielfältig und hängen stark mit deren persönlichen Einstellungen zusammen. Die HR-Leiterin des auf Digitaldruck-Maschinen spezialisierten KMU, Cindy Hunkeler, bringt es so auf den Punkt: «Einige freuen sich, wenn sie etwas abgeben können, andere können nicht loslassen.» Es kommt vor, dass ältere Mitarbeitende bewusst ihre Führungsverantwortung übergeben und ins zweite Glied zurücktreten – vorausgesetzt, ein Nachfolger steht bereit. So geschehen im Fall eines führenden Mitarbeiters, der sein Pensum frühzeitig auf 60 Prozent reduzierte, und nun auch nach der Pensionierung weiterhin als Projektleiter für einen Neubau tätig ist. Nicht zuletzt aufgrund seines umfangreichen Wissens wird er von den Kollegen nach wie vor sehr geschätzt.

In einem anderen Fall wird ein 61-jähriger Mitarbeiter Anfang nächsten Jahres seine Teamleiterfunktion abgeben, aber dem Team erhalten bleiben. Sein Nachfolger ist bereits dazu gestossen, was eine saubere Einarbeitung und einen geordneten Know-how-Transfer ermöglicht, bevor er die Führung des Teams übernimmt. Es kommt aber auch vor, dass sich langjährige Mitarbeitende mit dem Gedanken an die nahende Pensionierung schwer tun. «Es ist fast wie ein Drogenentzug», habe ihr kürzlich jemand gesagt, so Cindy Hunkeler. In solchen Fällen sei ein gewisses Fingerspitzengefühl gefragt.

Gemeinsam ist den älteren Beschäftigten, die bei Hunkeler einen beträchtlichen Teil der gesamten Belegschaft ausmachen, ihr wertvolles Know-how. Für das Unternehmen ein grosser Vorteil und gleichzeitig eine grosse Herausforderung. Deshalb setzt das inhabergeführte Familienunternehmen insbesondere auf die Nachwuchsausbildung, Weiterbildungen sowie Tandemlösungen für Schlüsselpositionen. In einer eigenen Lehrlingsabteilung werden um die 20 Lernende ausgebildet. Am anderen Ende des Altersspektrums hilft eine 60+-Liste bei der weiteren Karriereplanung der betreffenden Mitarbeitenden bis zur Pensionierung. Cindy Hunkeler hält die kritische Einstellung gegenüber älteren Arbeitnehmenden für falsch und sieht diesbezüglich auch in ihrem Betrieb noch Potenzial. «Wir sollten uns auf die Chancen der Zusammenarbeit mit älteren Personen fokussieren und subjektive Vorurteile ablegen. Denn die vielen Erfahrungen, die Ältere einbringen, machen deren ‹Schwächen› wieder wett.»

Steckbrief

  • Branche: Metall- und Maschinenindustrie
  • Ort: Wikon
  • Mitarbeiter: 225
  • Davon Ü45: ca. 60 Prozent

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