Mit Sicherheit neutral

19. Oktober 2020 Meinungen Medienbeiträge

Mit 50,2 Prozent hat das Stimmvolk die Vorlage zur Beschaffung neuer Kampfflugzeuge hauchdünn angenommen. Damit ist ein demokratisch legitimierter Grundsatzentscheid zur Erneuerung der Luftwaffe gefallen. Für die nächsten Jahrzehnte kann sich die Schweiz damit nicht nur vor Bedrohungen aus dem Luftraum schützen, sondern auch ihre Unabhängigkeit und Neutralität sichern.

Das ist ein weitsichtiges Volksvotum. In der Sicherheitspolitik ist es klüger, auf die vielfältigsten Gefahren vorbereitet zu sein, als erst an die Bekämpfung von Krisen zu denken, wenn sie da sind. Zudem setzt ein Ja zu neuen Kampfflugzeugen international ein wichtiges Zeichen, dass es die Schweiz ernst nimmt mit der Sicherheit ihres Landes und die Unabhängigkeit genauso wie ihre Neutralität nach aussen verteidigt.

Nun muss das VBS die Evaluation bis im Frühling 2021 abschliessen. Danach kann der Bundesrat im Sommer 2021 den Typenentscheid fällen. Wichtig bleibt in Zeiten weniger gut gefüllter Auftragsbücher und Entlassungen: Beim neuen Kampfflugzeug muss das gewählte Herstellerunternehmen den Vertragswert zu 60 Prozent durch die Vergabe von Aufträgen in der Schweiz kompensieren. Damit werden in den kommenden Jahrzehnten mehrere hochqualifizierte Arbeitsplätze gesichert.

Die Wirtschaft – wie die Schweiz insgesamt – profitieren noch ganz anders von einer starken Armee. Denn die Armee ist mit ihren Mitteln die Sicherheitsproduzentin «of last resort». Um die Aufrechterhaltung dieses Schutzes muss sich auch die Wirtschaft kümmern, etwa indem sie die Armee mit personellen Ressourcen ausstattet.

Umgekehrt bietet die Armee jungen Menschen eine einmalige Chance, schon sehr früh knifflige Führungsaufgaben zu lösen. Solche Erfahrungen sind für eine Karriere in der Wirtschaft unerlässlich, wo neben Führungstheorie vor allem die Praxis zählt. Zudem investieren Chefs mit militärischer Ausbildung vorsichtiger und handeln mit höheren moralischen Ansprüchen, wie eine Untersuchung zweier amerikanischer Eliteuniversitäten nachweist.

Für den Armee-Chef Thomas Süssli kann niemand so gut Krisenmanagement wie die Armee. Tatsächlich lässt sich der militärische Führungsrhythmus – Problemerfassung, Beurteilung der Lage, Entschlussfassung, Planentwicklung sowie Befehlsgebung und allfällige Revision der Pläne – auch in der Privatwirtschaft hervorragend anwenden. Mein rotes Zugführerbüchlein aus meiner Militärzeit ist heute noch immer einer meiner treuen Begleiter in meinem beruflichen Alltag.

Die Kolumne von Valentin Vogt ist in der «Zürichsee-Zeitung» erschienen.