Die Zukunft der Arbeit gemäss der IAO

3. Februar 2019 Medienbeiträge

Was ist die Zukunft der Arbeit? Um Antworten auf diese Frage zu suchen, hat die Internationale Arbeitsorganisation (IAO) vor Kurzem den Bericht «Für eine bessere Zukunft arbeiten» publiziert. Das Dokument wurde von einem ganzen Tross von Experten verfasst, die in der Globalen Kommission zur Zukunft der Arbeit vereint sind. Diese Kommission soll als Diskussionsplattform im Hinblick auf die Internationale Arbeitskonferenz (IAK) vom nächsten Juni in Genf dienen. Ziel ist nichts Geringeres als die Annahme einer globalen Deklaration zur Zukunft der Arbeit.

Laut der Kommission entstehen «durch technologische Errungenschaften neue Arbeitsplätze, doch sind diejenigen, die bei diesem Übergang ihren Arbeitsplatz verlieren, möglicherweise am wenigsten dafür gerüstet, die neuen Chancen zu nutzen.» Das ist eine andere Ausdrucksweise, um zu sagen, dass die Digitalisierung sowohl Chancen als auch Risiken beinhaltet: Das Verschwinden überflüssiger Tätigkeiten geht mit der Entstehung neuer Wirtschaftsfelder einher, welche wiederum neue Arbeitsplätze schaffen. Dabei handelt es sich eigentlich um die Anwendung des Prinzips der «schöpferischen Zerstörung» von Schumpeter.

Die Zukunft der Arbeit ist nicht zum Vornherein bestimmt. Um einen gerechten und inklusiven Arbeitsmarkt zu gestalten, appelliert die IAO an die Regierungen sowie an die Arbeitgeber- und Arbeitnehmerorganisationen, sich entschlossen für dieses Ziel zu engagieren. Der tripartite Ansatz soll dem Sozialvertrag neues Leben einhauchen und damit gewährleisten, dass alle Menschen in einem gerechten Ausmass am wirtschaftlichen Fortschritt teilhaben. Kurz: Die Technologie muss in den Dienst einer besseren Arbeit gestellt werden.

Dabei wird vorgeschlagen, den Menschen ins Zentrum zu stellen. Zu den wichtigsten Massnahmen zählen das allgemeine Recht auf lebenslanges Lernen und eine generelle Garantie für Arbeitende, «einen zur Bestreitung des Lebensunterhaltes angemessen Lohn» zu erhalten. Die Experten sprechen sich ebenfalls für die Schaffung eines internationalen Systems zur Regelung digitaler Arbeitsplattformen aus.

Diese Vorschläge werden von den rund 6’000 Delegierten, die zur IAK erwartet werden, noch einer genauen Prüfung unterzogen. Zum jetzigen Zeitpunkt hinterlässt die Lektüre des Berichts einen eher zwiespältigen Eindruck. Während die Absicht zur Förderung des lebenslangen Lernens zu begrüssen ist, ist bei den dirigistischen Vorschlägen bezüglich der Löhne von Arbeitnehmenden und der Regelung digitaler Plattformen Skepsis angebracht. Diese Vorschläge stossen bei der Internationalen Arbeitgeberorganisation (IOE) denn auch auf Ablehnung, dies aufgrund ihres unrealistischen Charakters und der mangelnden Klarheit in Bezug auf die Finanzierung.

Die IOE stellt eine weitere Schwäche des Berichts fest: Er verschweigt nämlich die positive Rolle der Wirtschaft bei der digitalen Transformation. Die IAO-Kommission hat einzig und allein das Wohl der Arbeitnehmenden im Blickfeld und vergisst dabei, dass die Zukunft der Arbeit ohne den entscheidenden Beitrag der

Der Artikel von Marco Taddei ist auf Französisch in «L’Agefi» erschienen.