Irrtümlicherweise herrscht mancherorts die Vorstellung, dass sich Jugendliche bei der Wahl einer Lehrstelle gleich für den Job auf Lebenszeit entscheiden müssen, wohingegen sie sich beim gymnasialen Weg über mehr Zeit und eine breitere Grundlage für die Weiterentwicklung schaffen. Dabei ebnet gerade eine Lehre eine perfekte Voraussetzung, um sich anschliessend in der höheren Berufsbildung entlang der Bedürfnisse der Wirtschaft stetig weiterzuentwickeln. Die Absolventinnen und Absolventen der höheren Berufsbildung sind entsprechend gefragte Fachkräfte auf dem Arbeitsmarkt.
Genau hier setzen ergänzende Titel wie «Professional Bachelor» oder «Professional Master» an: Sie möchten die Tertiarität innerhalb der Berufsbildung klarer betonen und damit dazu beitragen, dass diese Abschlüsse mehr Aufmerksamkeit und Wertschätzung sowohl im In- als auch im Ausland erhalten. Am diesjährigen Spitzentreffen der Berufsbildung vom 20. November 2023 mit Vertreterinnen und Vertretern von Bund, Kantonen und Sozialpartnern wurde der konkrete Umsetzungsvorschlag besprochen und der Weg für die politische Entscheidungsfindung freigemacht. Die Gesetzesvorlage soll im nächsten Jahr ausgearbeitet werden und geht im Herbst 2024 in die Vernehmlassung. Darin enthalten ist auch ein Bezeichnungsrecht für Höhere Fachschulen. Als eine solche Institution soll sich künftig nur noch bezeichnen dürfen, wer auch entsprechende Bildungsgänge anbietet.
Ein weiteres wichtiges Thema am Spitzentreffen war die Berufsentwicklung. Um die Ausbildungsbereitschaft der Betriebe hochzuhalten, müssen sich die Berufe entlang der Bedürfnisse des Arbeitsmarktes weiterentwickeln. Im Wissen um die Geschwindigkeit, in welcher sich der Arbeitsmarkt aktuell verändert, kommt dem Berufsentwicklungsprozess eine zentrale Bedeutung zu. Die Optimierung des Berufsentwicklungsprozesses – insbesondere bei aufkommendem Dissens – ist für den Schweizerischen Arbeitgeberverband (SAV) daher ein absolut prioritäres Anliegen. Der SAV fordert, dass die Entscheidungsfindungswege bei diesen komplexen Revisionen verbessert werden und der lange Prozess, der über verschiedenste Gremien und Kommissionen führt, vereinfacht wird.
Am Spitzentreffen der Berufsbildung wurde ausserdem über die Arbeiten im Rahmen des Commitments «Berufsabschluss für Erwachsene» gesprochen. In diesem Grundlagenpapier haben sich Bund, Kantone und Sozialpartner verpflichtet, die Rahmenbedingungen so weiterzuentwickeln, dass Erwachsene ohne Berufsabschluss möglichst effizient eine Qualifikation erlangen können.