«Wir sind Weltmeister in Teilzeitstellen»

13. September 2016 Medienbeiträge

Der Bund will Fachkräfte aus dem Inland stärker fördern. Vor fünf Jahren hat er deshalb die Fachkräfte-Initiative gestartet. Deren Bilanz ist durchzogen, wie das Spitzentreffen Fachkräfte Schweiz zum Thema «Vereinbarkeit Beruf und Familie» zeigte. Arbeitgeberpräsident Valentin Vogt gibt sich im Interview mit SRF News aber optimistisch.

Wo liegt das Problem beim Aufbauen der Fachkräfte?
Erstmal muss man dazu sagen, was wir bis jetzt gemacht haben. Denn die Schweiz hat die Tendenz, immer auf das zu zeigen, was man noch nicht gemacht hat. Es ist aber wichtig, festzustellen, dass wir Weltmeister sind in Teilzeitstellen. Wir haben eine Erwerbsbeteiligung in diesem Land, die ihresgleichen sucht und wir haben auch noch anderes Potenzial.

Was klappt noch nicht?
Wir haben bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie noch mehr Potenzial. Es geht aus unserer Sicht vor allem darum, dass man Tagesstrukturen in den Schulen schafft, damit die Eltern einem beruflichen Pensum nachgehen können, das auch für den Arbeitgeber interessant ist.

Bei gewissen Punkten der Fachkräfte-Initiative zeigt sich, dass der Bund mit gutem Beispiel vorangeht, ihr die Privatwirtschaft aber nicht folgt. Woran liegt das?
Die Privatwirtschaft ist vermutlich weiter als der Bund. Wir nennen es einfach nicht so. Eine grosse Anzahl Unternehmen in diesem Land sind Kleinunternehmen. Die brauchen keine gesetzliche Regelung, weil man in kleinen Unternehmungen miteinander spricht und Lösungen findet. Die muss nicht der Gesetzgeber vorgeben.

Der Bund investiert in die Vereinbarkeit von Beruf und Familie 100 Millionen Franken für zusätzliche Krippen.
Ja, Krippen sind ein Thema, aber es gibt noch ganz andere. Der Arbeitsmarkt muss Teilzeitstellen zur Verfügung stellen können. Hier hat die Wirtschaft sehr viel gemacht, die neuen 1,6 Millionen Arbeitsplätze im Teilzeitbereich kommen ja nicht vom Bund. Sie kommen primär aus der Privatwirtschaft.

Insgesamt ist diese Fachkräfte-Initiative ein Sammelsurium aus 43 Massnahmen. Wären aus Ihrer Sicht weniger, dafür konkretere Massnahmen sinnvoller gewesen?
Nein, weil die Schweiz aus sehr vielen Facetten besteht. Die Idee, dass man das Potenzial an einem einzigen Ort findet, ist illusorisch, sonst hätten wir es schon lange gefunden. Die Fachkräfte, die wir suchen, die gibt’s bei den Jungen, bei den Frauen, bei den Älteren. Und es ist wichtig, dass wir das Mosaik gemeinsam zusammensetzen.

Als Arbeitgeber können Sie sehr gut mit den Massnahmen leben, weil der Bund Sie nie zu etwas zwingen würde.
Es geht nicht um Zwang. Es geht um einen der Erfolgsfaktoren in diesem Land, um den flexiblen und liberalen Arbeitsmarkt. Den gilt es zu behalten. Wir konnten immerhin 50‘000 Stellen pro Jahr schaffen.

Das Interview mit Valentin Vogt ist in SRF 4 News aktuell erschienen.