Fachkräfte-Initiative: Bericht zeigt Massnahmen, aber auch Grenzen auf

19. Juni 2015 News

Der erste Monitoring-Bericht zur Fachkräfte-Initiative ist erschienen. Gleichzeitig optimieren Bund und Kantone ihre Zusammenarbeit, um den sich verschärfenden Personalengpässen entgegenzutreten sowie die Akzeptanz für die Zuwanderung von benötigten Fachkräften zu fördern. Die Anstrengungen gilt es zu unterstützen. Gute wirtschaftliche Rahmenbedingungen bleiben aber wichtiger als möglichst viele staatliche Projekte.

Der erste Monitoring-Bericht des Bundes zur Fachkräfte-Initiative zeigt die Stossrichtungen und die konkreten Massnahmen des Bundes, der Kantone und der Sozialpartner auf. In den prioritären Handlungsfeldern stehen derzeit folgende Massnahmen im Vordergrund:

  1. Vereinbarkeit Familie und Beruf: Für die stärkere Integration von gut ausgebildeten Frauen stellen die unvorteilhaften steuerlichen Bedingungen oft ein Hindernis dar. Es gilt diese steuerlichen Negativ-Anreize – beispielsweise die «Heiratsstrafe» oder die unzureichende Abzugsfähigkeit von Drittbetreuungskosten – zu untersuchen und gegebenenfalls abzubauen.
  2. Ältere Arbeitnehmende: Das Instrumentarium der Arbeitslosenversicherung mit den Regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) gilt es diesbezüglich zu optimieren. Zudem ist die entsprechende Sensibilisierung sowohl der Arbeitgeber als auch der Arbeitnehmenden weiterzuführen. Die «Nationale Konferenz ältere Arbeitnehmende» unter Federführung des Bundes ist als politische und öffentlichkeitswirksame Plattform dazu ein geeignetes Instrument.
  3. Höherqualifizierung entsprechend dem Bedarf des Arbeitsmarkts: Im Vordergrund steht die Erhöhung der Abschlüsse im Gesundheits- und Pflegebereich, aber auch eine generelle weitere Optimierung im Bereich der Berufsbildung, insbesondere des Lehrstellenmatchings und der besseren öffentlichen Unterstützung der höheren Berufsbildung.

Mit dem Übergang von der Aufbau- in die Umsetzungsphase und der neuen Vereinbarung zwischen dem Bund und den Kantonen wird die Fachkräfte-Initiative weiter konkretisiert. Ihre Ziele bleiben jedoch sehr anspruchsvoll, da die in der Schweiz verfügbaren Potenziale bereits sehr gut genutzt werden und die Gewinnung von zusätzlichen Fachkräften im Inland grosse Investitionen und Zeit voraussetzt. Zudem existiert derzeit keine quantitative Abschätzung der zusätzlich verfügbaren inländischen Potenziale. Dies gilt es nachzuholen.

Die Anstrengungen der öffentlichen Hand im Rahmen der Fachkräfte-Initiative sind begrüssenswert. Die wichtigste Aufgabe der öffentlichen Hand besteht allerdings weiterhin darin, generell gute wirtschaftliche Rahmenbedingungen bereitzustellen, das arbeitsmarktorientierte Bildungswesen und den liberalen und flexiblen Arbeitsmarkt zu pflegen und weiterzuentwickeln sowie entsprechende Anreize im Sozialversicherungsbereich zu schaffen. Diese Rahmenbedingungen führen dazu, dass die Arbeitnehmenden und die Arbeitgeber im eigenen Interesse in die gewünschte Richtung auf Mangelerscheinungen reagieren können – beispielsweise durch gezielte Weiterbildungsanstrengungen oder eine entsprechende Personalpolitik.