Versicherungen nicht zu Managed Care zwingen

15. Dezember 2010 News

Der Ständerat widersetzt sich den Beschlüssen von Bundesrat und Nationalrat und streicht eine Bestimmung aus der Managed-Care-Vorlage. Demnach sollen Krankenversicherungen nicht gezwungen werden, ein integriertes Versorgungsnetz anzubieten. Der Kompromiss von Ärzten und Krankenkassen steht damit auf der Kippe.

Der Ständerat entschied mit 21 zu 14 Stimmen, dass Krankenversicherungen nicht gezwungen werden sollen, ein integriertes Versorgungsnetz anzubieten. Vergeblich warnten vor allem linke Ständeräte davor, von der Angebotspflicht abzusehen. Ohne Angebotszwang würden zahlreiche Versicherte gezwungen, einen höheren Selbstbehalt zu akzeptieren, wenn ihre Krankenkasse kein Ärztenetzwerk anbietet, wurde unter anderem argumentiert. Die Versicherten sollen über einen differenzierten Selbstbehalt dazu animiert werden, sich einem Ärztenetzwerk anzuschliessen. Wer seine Wahlfreiheit des Arztes nicht einschränkt, soll einen höheren Selbstbehalt bezahlen.

Freisinnige Gesundheitspolitiker setzten sich ebenfalls für die Vorlage ein. Falls im Ständerat die Pflicht zum Angebot eines Ärztenetzwerks falle, drohe der Vorlage der Absturz. Es sei gerechtfertigt, die Versicherer in die Pflicht zu nehmen, war zu hören. Andere bürgerliche Ständeräte, vor allem aus den Reihen der CVP, bezeichneten den Angebotszwang als überflüssig. Seien die Netzwerke überzeugend, dann würden die Versicherten von alleine zu solchen Angeboten wechseln. Damit kämen die Versicherungen unter Druck, solche Modelle anzubieten.

Von integrierten medizinischen Versorgungsnetzen oder Managed Care spricht man, wenn sich Leistungserbringer – etwa Hausärzte, Spezialärzte und Physiotherapeuten – zum Zweck der Koordination der medizinischen Versorgung zusammenschliessen. Dank besserer Koordination sollen die Behandlungsprozesse optimiert, die Behandlungsqualität verbessert und das Kostenwachstum gebremst werden. Damit Managed Care im Parlament eine Chance hat, haben die Gesundheitspolitiker eine Vorlage ausgearbeitet, die sowohl von den Krankenkassen als auch von den Ärzten und Patienten Konzessionen verlangt.