Einheitliche Bildungsziele für Schweizer Schulen

4. Juli 2011 News

Die Erziehungsdirektoren der Schweizer Kantone haben sich zum ersten Mal auf nationale Bildungsziele in den vier wichtigsten Bereichen der obligatorischen Schule geeinigt. Die Ziele sollen nun in die Lehrpläne einfliessen. Für den Schweizerischen Arbeitgeberverband ist es ein Schritt in die richtige Richtung.

Die Harmonisierung des obligatorischen Teils des Schweizer Schulsystems hat mit der Verabschiedung der einheitlichen Bildungsziele einen wichtigen Schritt gemacht. Diese Ziele beschreiben, welche Grundkompetenzen die Schülerinnen und Schüler am Ende des 4., 8. und 11. Schuljahres in der Schulsprache, in Mathematik und in Naturwissenschaften erreichen sollen. Für den später beginnenden Fremdsprachenunterricht wurden für das Ende des 8. und 11. Schuljahres entsprechende Lernziele festgelegt.

Ein erster Schritt
Der Schweizerische Arbeitgeberverband (SAV) begrüsst die Standards im Sinne eines ersten und wichtigen Schrittes hin zu verbindlichen nationalen Bildungszielen. Die Erhöhung von Transparenz bezüglich der Anforderungen an die Lernenden und die Möglichkeiten des Bildungscontrollings wertet der SAV als klaren Fortschritt. Viele in der Berufsbildung engagierte Verbände und Unternehmen wünschen sich schweizweit vergleichbare und aussagekräftige Schulzeugnisse. Die Abnehmer der Schulabgänger von Arbeitgeberseite möchten von klaren, einheitlichen Voraussetzungen über die Leistungsniveaus ausgehen können.

Die Bildungsziele wurden Mitte Juni von der Plenarversammlung der Schweizerischen Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK) genehmigt und freigegeben. Die Zweidrittels-Mehrheit sei für alle vier Bereiche klar erreicht worden, teilte die EDK mit. Damit gehe ein wichtiges Projekt der EDK zu Ende, heisst es in der EDK-Mitteilung weiter. Fachleute aus Wissenschaft, Fachdidaktik und Schulpraxis aus allen Sprachregionen hatten in mehrjähriger Arbeit die Grundlagen für die nationalen Bildungsziele erarbeitet. Danach wurden die Vorschläge bei den Kantonen und weiteren Fachkreisen in eine Anhörung geschickt und nochmals überarbeitet.

Bildungsziele und Lehrmittel
Lehrerinnen und Lehrer werden nicht direkt mit diesen Zielen arbeiten. Die Bildungsziele fliessen in die Lehrpläne, Lehrmittel und Beurteilungsinstrumente ein, welche von den Fachleuten erstellt werden. Der Plan d’études romand als Lehrplan für die Westschweiz wird im Herbst dieses Jahres gestaffelt eingeführt. Über die Einführung des Lehrplans 21 für die Deutschschweiz werden die Kantone voraussichtlich 2014 entscheiden müssen. Der Kanton Tessin hat die Überarbeitung seines Lehrplanes aufgenommen.

Die nationalen Bildungsziele bilden einen der beiden Teile der «Interkantonale Vereinbarung über die Harmonisierung der obligatorischen Schule» (HarmoS-Konkordat) der Schweizer Kantone. Im anderen Teil geht es um die Schaffung von einheitlichen Schulstrukturen. Diese sehen zwei Jahre Kindergarten mit einem schweizweit einheitlichen Eintritts-Stichtag, sechs Jahre Primarschule und drei Jahre Sekundarstufe I schweizweit als Obligatorium vor.

Abschliessende Bilanz im Jahr 2015
Vor allem diese strukturellen Ziele stiessen bei einer Minderheit von Kantonen auf Widerstand. Die Stimmberechtigten oder die Parlamentarier von sieben Kantonen haben in Volksabstimmungen oder mittels Ratsbeschluss den Beitritt zum Harmos-Konkordat abgelehnt. Vier weitere haben den Entscheid aufgeschoben.

15 Kantone aber, die 76,4% der Wohnbevölkerung vertreten, sind dem Konkordat beigetreten. Damit ist das Harmos-Konkordat am 1. August 2009 in Kraft getreten. Es gilt nur für diejenigen Kantone, welche dem Konkordat beigetreten sind. Eine endgültige Bilanz über die Harmonisierung der 26 Schweizer Bildungssysteme auf obligatorischer Schulstufe will die EDK im Jahr 2015 ziehen.