Gute Arbeitsplätze dank robustem Arbeitsmarkt

3. März 2020 News

Der Schweizer Arbeitsmarkt wirkt nicht nur stabilisierend auf die Konjunktur, sondern verbessert auch die Qualität der Beschäftigung. Eine grosse Herausforderung bleibt allerdings die Ausschöpfung des inländischen Arbeitskräftepotenzials und der Erhalt des liberalen und offenen Arbeitsmarkts.

Der Schweizer Arbeitsmarkt erwies sich 2019 wiederum als Garant für wirtschaftlichen Erfolg und damit einhergehend für viele und qualitativ gute Arbeitsplätze. Die Kennzahlen zum Arbeitsmarkt zeugen zudem von einer weiteren erfreulichen Entwicklung: Im Jahr 2019 sank die Erwerbslosenquote im Vergleich zum Vorjahr, und die Erwerbstätigenquote verharrte auf sehr hohem Niveau. Inzwischen arbeiten 4,71 Millionen Erwerbstätige im Schweizer Arbeitsmarkt, was 30’000 Arbeitskräfte mehr sind als im Vorjahr. Die hohe Erwerbstätigenquote ist auch ein Indiz dafür, wie gut und nachhaltig der Arbeitsmarkt die höhere Zahl von Personen als Folge des Bevölkerungswachstums absorbieren kann.

Neben der stabilisierenden Wirkung des Arbeitsmarktes auf die hiesige Konjunktur stieg auch die Arbeitsqualität substanziell an. Was die Arbeitgeber schon immer betonten, wird nun auch von den Statistikern des Bundes bestätigt. Sie zeigen in ihrer Publikation «Qualität der Beschäftigung» eine Vielzahl von Kennzahlen auf, die sich in den letzten Jahren zugunsten der Arbeitnehmer verbessert haben. Dazu zählen etwa bessere Qualifikation, insgesamt höhere Einkommen oder eine tiefere geleistete Arbeitszeit. Ebenfalls gibt es zunehmend weniger Arbeitsunfälle. Diese empirische Evidenz ist umso brisanter, als sie von einer unverdächtigen Bundesbehörde kommt und somit umso geeigneter ist aufzuzeigen, wie wenig die alarmistische Stimmungsmache der Gewerkschaften zu diesen Themen auf realen Begebenheiten beruht.

Trotz der vielen positiven Entwicklungen im Arbeitsmarkt bleiben gewichtige Herausforderungen. Dazu gehört ebenso die Ausschöpfung des inländischen Arbeitskräftepotenzials wie der Erhalt des liberalen und offenen Arbeitsmarkts.

Die Ausschöpfung des inländischen Arbeitskräftepotenzials nimmt beim Schweizerischen Arbeitgeberverband (SAV) seit jeher eine hohe Priorität ein. Zurecht, wie Berechnungen des BFS zeigen: In der Schweiz liegt ein Arbeitskräftepotenzial von gegen 300’000 Vollzeitstellen bei unterbeschäftigten und erwerbslosen Personen brach. Sollen diese Personen für den Arbeitsmarkt gewonnen werden, führt kein Weg an besseren Rahmenbedingungen vorbei.

Statistisch gesehen augenfällig sind die fehlenden Rahmenbedingungen bei Müttern. Diese arbeiten sehr oft gar nicht oder in tiefen Teilzeitpensen, was hauptsächlich auf ungenügende respektive fehlende familienergänzende Kinderbetreuungsangebote im Vorschul- und Schulbereich zurückzuführen ist. Zusammen mit der Politik und den zuständigen interkantonalen Konferenzen erarbeitet der SAV zurzeit Massnahmen zur substanziellen und nachhaltigen Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Auch die Situation von älteren Erwerbspersonen bleibt zukünftig im Fokus des SAV. Als Folge der demografischen Entwicklung und trotz rückläufiger Erwerbslosenquote nahm die absolute Zahl erwerbsloser älterer Personen im letzten Jahr zu. Obwohl deren Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt oft anspruchsvoller ist als bei jüngeren Jahrgängen, zeigt deren in den letzten Jahren stark gestiegene Erwerbstätigenquote doch anschaulich, wie ein liberaler Arbeitsmarkt die Bemühungen der Arbeitgeber und der verstärkte Fokus auf diese Gruppe positive Wirkung entfalten können. Mit dem im Mai 2019 vorgestellten Massnahmenpaket von Bundesrat, Kantonen und Sozialpartnern wird dabei insbesondere die Situation von Arbeitskräften ab 40 Jahren nachhaltig verbessert.

Zu überschwängliche Euphorie ob den positiven Arbeitsmarktentwicklungen wäre jedoch fehl am Platz. Bedingt durch den demografischen Wandel, das Stellenwachstum in der Wirtschaft und die stagnierende Netto-Zuwanderung aus EU-28-/EFTA-Staaten wird sich die Lücke an Arbeitskräften in der Schweiz weiter öffnen. Geradezu kontraproduktiv ist vor diesem Hintergrund die von der SVP lancierte Kündigungsinitiative. Diese hat zum Ziel, die Personenfreizügigkeit mit der Europäischen Union zu kündigen. Da damit der Wegfall der Bilateralen I verbunden wäre, würde damit leichtsinnig ein wesentlicher Wohlstandsfaktor der Schweiz in Frage gestellt. Für viele Unternehmen, die auf qualifizierte Arbeitskräfte aus dem Ausland angewiesen sind, würde eine Annahme dieser Initiative existenzielle Fragen aufwerfen.

Die konjunkturellen Aussichten hellten sich für die Schweiz und deren Exportländer nach einem eher durchzogenen Ende 2019 zu Beginn dieses Jahres wieder auf. Eine Rezession konnte somit vorerst abgewandt werden, was sich auf den Arbeitsmarkt zusätzlich stabilisierend und stimulierend auswirkte. Inwieweit das Coronavirus die Weltwirtschaft negativ tangieren wird, bleibt abzuwarten. Erste Anzeichen mit einer sich verschlechternden Konsumentenstimmung und einbrechenden Aktienmärkten sind zumindest auszumachen. Eine sich eintrübende Weltkonjunktur würde auch die hiesige Konjunktur nicht unberührt lassen. Die grösste Unsicherheit für die wirtschaftliche Entwicklung im Land geht zurzeit jedoch zweifellos von der Kündigungsinitiative der SVP aus. Deren Annahme mit dem Wegfall der Bilateralen I würde in der Schweizer Wirtschaft einen Scherbenhaufen ungewissen Ausmasses anrichten. Zu den Schwierigkeiten, mit der Europäischen Union ein neues Abkommen zu verhandeln, liefern die ganzen Diskussionen rund um den Austritt Grossbritanniens aus der Europäischen Union besten Anschauungsunterricht. Mit einem wuchtigen Nein an der Urne kann diesem explosiven Experiment ein für alle Mal ein Ende gesetzt werden.