Wir zeigen Gesicht: Flore Keller

10. August 2021 5 Fragen an...

In loser Folge stellen wir die Mitarbeiter der Geschäftsstelle des Schweizerischen Arbeitgeberverbands (SAV) vor. Flore Keller ist Assistentin des Ressorts Antenne Romande/Internationales. Im Gespräch mit ihr erfahren wir mehr über den roten Faden in ihrer bisherigen Karriere und über die Mentalitätsunterschiede in und ausserhalb der Schweiz.

Sie sind seit November 2019 beim Schweizerischen Arbeitgeberverband tätig. Wo sehen Sie persönlich Ihre grösste Stärke?

Dank einer vielfältigen beruflichen Vergangenheit ‒ ich habe meine Lehre in der Uhren- und Bijouteriebranche gemacht, dann während zehn Jahren in einer Grossbank gearbeitet, fünf davon als Gruppenchefin, und war schliesslich während meines Aufenthalts in den USA Französischlehrerin und Assistentin in einem Start-up ‒ konnte ich vielfältige Erfahrungen sammeln, von denen ich heute in meiner Arbeit täglich profitiere. Die während meiner Laufbahn gewonnenen Erfahrungen haben mich darin bestärkt, dass ich vor allem gerne zuhöre und im Dienste der anderen stehe. In allen meinen Tätigkeiten, und insbesondere auf der Bank, hatte ich das Glück, bereichernde Persönlichkeiten kennenzulernen.

Seit ihrer Gründung hat sich die «Antenne romande» zu einer führenden Stimme der Arbeitgeberpolitik in der Romandie entwickelt. Welches sind Ihre persönlichen Erfahrungen in diesem Kontext?

Mit der «Antenne romande» ist die Westschweiz in den Führungsgremien des SAV gut vertreten. Für mich ist es wichtig, dass meine Arbeit den Erwartungen entspricht und dass unsere Mitglieder zufrieden sind. In normalen Zeiten treffen wir uns zweimal jährlich im Rahmen der «Rencontre romande», wo die Leitenden der elf Westschweizer Mitgliedsvereinigungen des SAV zusammenkommen. Die Umwälzungen und Einschränkungen aufgrund von Covid-19 haben uns, wie alle anderen auch, dazu gezwungen, unsere Arbeitsweise anzupassen und virtuelle Sitzungen in unseren Alltag zu integrieren, mit den damit verbundenen Herausforderungen. Das Positive daran ist, dass wir dank sehr regelmässiger Online-Treffen in Verbindung geblieben sind und wir unsere Mitglieder so bei ihren Anliegen bestmöglich unterstützen konnten. In dieser Übergangsphase musste ich vielseitig und anpassungsfähig sein. Ich habe Neues gelernt, wie beispielsweise das Organisieren von Webinars und Online-Sitzungen.

Sie leben seit Langem in der Deutschschweiz und nehmen daher auch eine Art «Scharnierfunktion» zwischen den beiden Sprachregionen wahr…

Genau aus diesem Grund wollte ich diese Stelle. Diese Funktion zwischen der Westschweizer und der Deutschschweizer Kultur ist eine ständige Bereicherung. Mein Arbeitsort ist Zürich, doch um das Verständnis und die Einigkeit in unserem Team zu fördern war es wichtig, dass auch die Assistentin aus der Romandie kommt. Die Beziehung zu unseren Westschweizer Mitgliedern ist unkompliziert und sehr angenehm. Ich freue mich, für sie da sein zu dürfen. Die Tatsache, dass ich Französisch und Deutsch spreche, erleichtert den Kontakt, doch es gibt immer mal wieder Situationen, wo die Interpretation herausfordernd ist. Man muss beachten, dass die Empfindlichkeiten zu beiden Seiten des Röstigrabens nicht dieselben sind.

Wo zeigt die Corona-Pandemie die Kultur- und Mentalitätsunterschiede  am klarsten auf?

Während unserer zahlreichen virtuellen Sitzungen in der Krise konnte ich die Sorgen und Anliegen unserer Mitglieder aus den sechs Westschweizer Kantonen mitverfolgen und besser verstehen. Dazu gehörten beispielsweise die Probleme an den Grenzen während der ersten Welle. Ausser Freiburg haben alle Westschweizer Kantone eine Grenze zu Frankreich. Andere wichtige Punkte waren die stärkeren Forderungen nach Hilfen für Selbstständige oder die Frage der Tests in Unternehmen, die in Westschweiz sehr kontrovers diskutiert wurde – unter anderem wegen der sehr strengen Auflagen für Unternehmen.

Sie lebten und arbeiteten mit Ihrem Mann drei Jahre lang in Mountain View, Kalifornien. Vermissen Sie diese Zeit manchmal?

Ja, sicher – doch ich freue mich auch, wieder zurück zu sein. Viele Menschen stellen sich Amerika als «Land der unbeschränkten Möglichkeiten und Freiheiten» vor. Ich möchte dieses Image sicher nicht zerstören, doch in den USA zu leben, vermittelt einem ein anderes Bild von der Realität dieses Landes, als wenn man dort ein paar Wochen Ferien pro Jahr verbringt. Was mir wahrscheinlich am meisten fehlt, ist das schöne Wetter, die unzähligen riesigen Nationalparks, die im Allgemeinen lockerere und flexiblere Art der Amerikaner und die guten Restaurants ‒ und nicht zu vergessen die hervorragenden Weine aus Napa Valley und Sonoma.