Speranza lanciert nationale Stellenvermittlung 50plus

5. Dezember 2011 News

Die Zahl der Stellenlosen über 50 nimmt ständig zu, die Zahl der Einwanderer aus dem EU-Raum ebenfalls. Nun lanciert die Stiftung Speranza zusammen mit Bund, Kantonen und den Sozialpartnern eine neue nationale Stellenvermittlungsplattform.

Wer nach dem 50. Altersjahr arbeitslos wird, hat geringe Chancen auf Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt. In der Schweiz sind davon zur Zeit knapp 30 000 Personen betroffen. Auch wird immer wieder vom drohenden Fachkräftemangel gesprochen. Eine Situation, die sich in den nächsten Jahren noch verschärfen könnte. FDP-Nationalrat Otto Ineichen ist überzeugt, dass in der Bevölkerungsgruppe 50plus ein grosses Potenzial an qualifizierten Fachkräften vorhanden ist: «Die Schweizer Wirtschaft kann es sich schlicht nicht leisten, auf diesen beruflichen Erfahrungsschatz zu verzichten.»

Ergänzung zu RAV
Die Stiftung Speranza will nun – in enger Zusammenarbeit mit den RAV – motivierten Stellensuchenden ab 50 Jahren, aber auch Wiedereinsteigern ab 40 Jahren, den Einstieg ins Arbeitsleben erleichtern. Und zwar mit einer neuartigen nationalen Stellenvermittlung, die ab Januar 2012 vorerst in der Deutschschweiz umgesetzt werden soll. Wer fähig, willig und bereit ist, während mehreren Tagen kostenlos in einem Betrieb zu schnuppern, sendet sein Dossier zur Prüfung an die «Zentralstelle Passerelle 50plus».

Die Kandidaten werden selektioniert und zu einem Erstgespräch eingeladen. In Rücksprache mit dem jeweiligen RAV werden sie einem zweitägigen Assessment unterzogen, das im ehemaligen Studienheim Don Bosco im luzernischen Beromünster durchgeführt wird.

Speranza-Gütesiegel
Wer das Assessment erfolgreich absolviert, bekommt ein Speranza-Gütesiegel. Dieses soll die Akzeptanz dieser Menschen in der Arbeitswelt stärken. Für Personen, die in ihrem angestammten Beruf nicht direkt vermittelbar sind, klärt die Stiftung ab, ob eine berufliche Neuorientierung oder eine Umschulung in Berufsfelder mit grösserer Personalnachfrage Sinn machen. Die Teilnehmenden werden während der gesamten Dauer der Aus- und Weiterbildung wie auch bei der Stellensuche begleitet.

Christoph Niederberger, Generalsekretär der Volkswirtschaftsdirektoren-Konferenz (VKD), unterstützt dieses Vorgehen: «Das neue Angebot der Stiftung Speranza ist eine willkommene Ergänzung zu den bestehenden kantonalen Strukturen. Eine fundierte Abklärung der betroffenen Personen ermöglicht eine nachhaltigere Integration und dadurch eine kürzere Verweildauer in der Arbeitslosigkeit.» Jürg Tucci vom Amt für Wirtschaft und Arbeit des Kantons Solothurn erklärt sich bereit, die Beteiligung der Kantone am Projekt 50plus zu koordinieren.

1000 Assessments
Nationalrat Otto Ineichen geht davon aus, dass im Jahr 2012 rund 1000 Personen einem Speranza-Assessment unterzogen und die Hälfte davon erfolgreich in den ersten Arbeitsmarkt integriert werden können. Dafür rechnet er mit Gesamtkosten von 3 Mio. Franken. Bund und Kantone sollen einen Teil dieser Kosten übernehmen. Die Initiative «Passerelle 50plus» wird auch von den Sozialpartnern unterstützt.

Dazu Corrado Pardini, SP-Nationalrat und Leiter Sektor Industrie bei der Unia: «Wer länger arbeitslos ist, beginnt an sich zu zweifeln und hat plötzlich Existenzängste. Die Passerelle 50plus trägt dazu bei, das Selbstwertgefühl der Stellenlosen zu erhöhen. Das wiederum erleichtert ihre Integration in den Arbeitsmarkt.»

Laut Thomas Daum, Direktor des Schweizerischen Arbeitgeberverbandes, ist das neue Angebot von Speranza «eine optimale Drehscheibe zwischen dem Profil der Arbeitslosen und den Anforderungen der ausgeschriebenen Stellen». Es trage dazu bei, den immer wieder beklagten Fachkräftemangel in der Wirtschaft zu lindern.

Appell an Unternehmer
Mit seinem neusten Projekt will Nationalrat Ineichen die Unternehmen sensibilisieren und sie dazu animieren, den Stellenlosen über 50 eine faire Chance zu geben. Die neuartige Stellenvermittlung Speranza erhöhe die Perspektiven dieser Personen auf eine Wiedereingliederung in den ersten Arbeitsmarkt massiv und senke bei den Unternehmen den Bedarf, Leute aus dem EU-Raum einzustellen. Otto Ineichen geht noch einen Schritt weiter und appelliert an die Unternehmer, Mitarbeiter über 50 Jahren gar nicht erst zu entlassen. Sollte dies trotzdem unumgänglich sein, bietet Speranza präventiv Assessments an, um diese Personen schnell in ein neues Berufsfeld einzuführen.