Schweizer KMU: Fachkräftemangel kostet Milliarden

26. Januar 2011 News

Die kleineren und mittleren Unternehmen (KMU) blicken optimistisch in die Zukunft. Mehr als die Hälfte bezeichnet die eigene Lage in einer Umfrage als gut. Das Bild wird jedoch getrübt durch den Fachkräftemangel.

Die KMU in der Schweiz sind weiter im Aufwind. In einer Umfrage zeigten sich 93% mit der Geschäftslage zufrieden. Die Situation ist so gut wie seit Januar 2008 nicht mehr. 61% der befragten Unternehmen bezeichneten ihre Lage sogar als gut, wie die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young (E&Y) mitteilte. Die repräsentative Umfrage wurde vergangenen Dezember bei 700 Schweizer KMU durchgeführt. 43% der KMU erwarteten, dass sich ihre Situation weiter verbessert (Februar 2010: 36%). Nur 5% gingen von einer negativen Entwicklung aus.

Fachkräftemangel führt zu Umsatzeinbussen
Ähnlich lautet die Einschätzung zur Lage der Schweizer Wirtschaft: 47% der Unternehmer rechnen mit einer weiter Verbesserung der Konjunktur (Februar 2010: 43%), ein Abschwung ist für 7% wahrscheinlich. «Die Schweizer Wirtschaft gibt sich unbeeindruckt von der europäischen Schuldenkrise», schreibt E&Y. Die hiesige Konjunktur profitiere vom Wachstum in den Schwellenländern und zunehmend auch von der starken Binnennachfrage.

Ein Dämpfer für die gute Stimmung ist die Situation auf dem Arbeitsmarkt: Fast drei Viertel der KMU hatten Schwierigkeiten, neue, genügend qualifizierte Mitarbeitende zu finden. Mehr als die Hälfte der Unternehmen befürchtete, Umsatz einzubüssen, weil sie zu wenige geeignete Mitarbeitende hatte – 17% dieser KMU ging gar von Einbussen über 5% aus. Der Schweizer Wirtschaft entgehen durch diesen Fachkräftemangel hochgerechnet jährlich knapp 4,2 Mrd. Franken an Einnahmen, wie E&Y schreibt.

«Zu wenig gut ausgebildetes Personal»
Aus Sicht von 81% der befragten Unternehmen gibt es in der Schweiz zu wenige gut ausgebildete Fachkräfte. 73% führen den Fachkräftemangel auf die demographische Entwicklung in der Schweiz und die älter werdende Gesellschaft zurück. Zum Teil ist das Problem laut Umfrage aber auch hausgemacht: Immerhin 61% der Unternehmer sehen eine mangelnde Bereitschaft von Unternehmen, ältere Fachkräfte zu beschäftigen. Und 44% geben an, dass eine mangelnde Toleranz aufseiten der Unternehmen gegenüber fremden Religionen und Kulturen dazu führe, dass erhebliche Potenziale nicht genutzt werden.

«Die KMU, die heute kein Konzept haben, wie sie ihren zukünftigen Bedarf an Fachkräften decken können, drohen mittelfristig ins Abseits zu geraten», schreibt E&Y. Um rechtzeitig gegenzusteuern, sei Kreativität gefragt. Ob stärkere innerbetriebliche Weiterbildung, Kooperationen mit Hochschulen oder anderen KMU aus der Region, flexible Arbeitszeiten, Stärkung der eigenen Attraktivität als Arbeitgeber durch die Einrichtung eines Betriebskindergartens – es gebe viele Möglichkeiten, wie Unternehmen ihre Attraktivität steigern könnten.