Dante Martinelli, ausserodentlicher und bevollmächtigter Botschafter, ständiger Vertreter der Schweiz beim Sitz der Vereinten Nationen und der anderen internationalen Organisationen in Genf, hat am 21. Februar 2011 beim Internationalen Arbeitsamt das Instrument der Ratifizierung des Seearbeitsübereinkommens (MLC) 2006 durch die Schweiz eingereicht. Der Schweizerische Arbeitgeberverband hat die Ratifizierung dieses Übereinkommens unterstützt.
Die Schweiz ist der zwölfte Mitgliedstaat, das sechste europäische Land und das erste Land ohne Küstenzone, das im Seeschifffahrtssektor engagiert ist, welches die MLC, 2006 ratifiziert. Gemäss dem IAA bewirkt diese Ratifizierung durch die Schweiz im Rahmen der durch den Generaldirektor des IAA im Dezember 2010 lancierten Ratifizierungskampagne, mit welcher er die Mitgliedstaaten einlädt, das MLC, 2006 zu ratifizieren, eine nicht zu unterschätzende Dynamik. Die Ratifizierung anlässlich des fünften Jahrestags der Verabschiedung des Übereinkommens im Juni 2011, anlässlich der hundertsten Session der Internationalen Arbeitskonferenz, trägt ebenso einen symbolischen Charakter.
Die erste Bedingung für das Inkrafttreten des MLC, 2006 – die Abdeckung von mindestens 33% der Bruttoraumzahl der Welthandelsflotte – ist heute schon erfüllt. Die Abdeckung beträgt zurzeit 48%. Die Ratifizierung durch die Schweiz stellt deshalb eine bedeutende Etappe dar, um die zweite Bedingung des Inkrafttretens zu erfüllen, nämlich die Ratifizierung durch mindestens 30 Mitglieder. Die Schweiz verpflichtet sich nunmehr, das MLC, 2006 auf seiner Flotte, die über rund 640 Tausend Bruttoregistertonnen verfügt und sich aus Schüttgutfrachtern, Containerschiffen, Last- und Tankschiffen zusammensetzt, welche auf den Weltmeeren operieren, anzuwenden.
Bei der Übergabe des Ratifizierungsinstruments des MLC, 2006, hat S.E. Botschafter Martinelli die Bedeutung für die Schweiz unterstrichen, sich in der Spitzengruppe der 183 Mitgliedstaaten der Internationalen Arbeitsorganisation (IAO) zu befinden, welche dieses Instrument ratifiziert, das weltweit Minimalstandards und gerechte Arbeitsbedingungen für die Seeleute definiert. Die Schweiz ist überzeugt, dass die Seeleute angesichts des globalen Charakters der Seeschifffahrtsindustrie einen besonderen Schutz benötigen und dass es erforderlich war, die zahlreichen die Seeschifffahrt betreffenden Normen der IAO in einem einzigen und kohärenten Abkommen zu konsolidieren.
Im Moment der Entgegennahme des Ratifizierungsinstruments erklärte der Generaldirektor des IAA, Juan Somavia: «Indem die Schweiz das MLC, 2006 ratifiziert drückt sie erneut ihr entschlossenes Eintreten zu Gunsten der sozialen Dimension der Globalisierung aus. Dieses Seearbeitsübereinkommen, welches die Schweiz ratifiziert hat, zielt darauf ab die menschenwürdige Arbeit für Seeleute, die ihre Arbeit auf grosser Fahrt an Bord verrichten, unabhängig von ihrer Funktion zu fördern. Rund um die Welt ermöglichen die Seeleute den wichtigen internationalen Seehandel, der mehr als 90% des Welthandels darstellt. Ihre Anstellungs- und Arbeitsbedingungen sind ein wesentliches Element des Welthandelssystems. Diese neue Ratifizierung durch das Gastland der IAO zeigt ein erneutes Interesse für die Übereinkommen der IAO.»