Lohnrunde im Zeichen der Unsicherheit

3. August 2011 News

Der Gewerkschafts-Dachverband Travail.Suisse und die angeschlossenen Verbände Syna, transfair und Hotel & Gastro Union haben ihre Lohnforderungen für 2012 präsentiert. Sie gehen dabei von einem soliden Wirtschaftswachstum für das kommende Jahr aus. Für den Schweizerischen Arbeitgeberverband ist die Lohnrunde 2012 dagegen von grossen wirtschaftlichen Unsicherheiten geprägt – wegen des steigenden Frankenkurses, der globalen konjunkturellen Entwicklung und der Schuldensituation in vielen Ländern. Pauschale Forderungen zu Lohnerhöhungen sind deshalb nicht möglich. Die Lohnabschlüsse müssen den unterschiedlichen Voraussetzungen der Branchen und Betriebe Rechnung tragen.

Der Gewerkschafts-Dachverband Travail.Suisse und die angeschlossenen Verbände Syna, transfair und Hotel&Gastro Union fordern für das Jahr 2012 Lohnerhöhungen von 1,5 bis 3 Prozent nominell. Sie gehen dabei von einem soliden Wirtschaftswachstum für das kommende Jahr aus.

Grosse Unsicherheiten und unterschiedliche Voraussetzungen
Aus der Sicht des Schweizerischen Arbeitgebeverbands sind die Aussichten für das kommende Jahr von ausserordentlich grossen Unsicherheiten geprägt. Insbesondere die Exportindustrie ist von der Wechselkursentwicklung und vom aufgewerteten Franken stark betroffen. Fast alle Konjunkturprognosen gehen mittlerweile von einer Abschwächung des Wirtschaftswachstums für 2012 aus. Die vorauslaufenden Konjunkturindikatoren bestätigen diese Abschwächungstendenz in der Schweiz. Die Entwicklung der vergangenen Wochen hat die Unsicherheiten für die Unternehmen noch verschärft. Die Entwicklung an der Währungsfront könnte – je nach Dauer der Situation – mittelfristig auch die Binnenwirtschaft treffen. Auch gemäss der Schweizerischen Nationalbank haben sich die Aussichten für die Schweizer Wirtschaft deutlich verschlechtert.

Die Unternehmen sehen sich mit sehr unterschiedlichen Voraussetzungen konfrontiert und müssen entsprechend unterschiedliche lohnpolitische Instrumente anwenden. Raum für Lohnerhöhungen haben Betriebe, die von einem guten Geschäftsgang profitieren und dies auch für die Zukunft erwarten können. Unternehmen, die für 2012 pessimistisch sind, können die Mitarbeitenden mit Einmalzahlungen am Erfolg des laufenden Jahres teilhaben lassen – ohne die Kostenstrukturen in unsicheren Zeiten dauerhaft erhöhen zu müssen. Unternehmen, die von der Frankenstärke besonders betroffen sind, verfügen kaum über lohnpolitischen Spielraum.

Dezentrale Lohnfindung von Vorteil
Pauschale Aussagen zur Lohnrunde 2012 sind nicht möglich. Sie wird voraussichtlich sehr unterschiedlich ausfallen. Die Spanne der Lohnabschlüsse wird für das nächste Jahr unter den gegebenen Umständen auch innerhalb der Branchen breit sein. Gerade mit Blick auf die aktuellen Unsicherheiten ist es ein Vorteil, dass die Lohnfindung in der Schweiz in den meisten Unternehmungen auf Betriebsebene stattfindet. Das ermöglicht Abschlüsse, die der jeweiligen Lage der Betriebe gezielt Rechnung tragen.