Etwas mehr «flexible» Jobs in der Schweiz, aber durchlässiger Arbeitsmarkt

4. Oktober 2010 News

Im Jahr 2008 waren 3,3% aller Stellen in der Schweiz sogenannt atypisch-prekär; deren zentrales Merkmal ist Unsicherheit, die nicht erwünscht ist. Eine Studie zeigt, dass seit 2002 vorab die Zahl befristeter Anstellungen sowie die Arbeit auf Abruf leicht zugenommen haben. Betroffene bleiben jedoch oft nur kurz in solchen Arbeitsverhältnissen.

Befristete Anstellungen, Arbeit auf Abruf und Temporär-Jobs spielen in der Schweiz eine eher untergeordnete Rolle. 2008 handelte es sich bei 3,3% aller Stellen um solche sogenannte «flexible» Arbeitsverhältnisse, wie eine publizierte Studie zeigt. Die Zahl der sogenannten atypisch-prekären Arbeitsverhältnisse nahm seit 2002 leicht um 0,4% zu. Dies ist im Wesentlichen auf die Zunahme der befristeten Anstellungen zurückzuführen, aber auch der Arbeit auf Abruf, wie das Beratungs- und Forschungsunternehmen Ecoplan im Auftrag der Aufsichtskommission der Arbeitslosenversicherung herausfand. Rund zwei Drittel der neuen befristeten und atypisch-prekären Arbeitsverhältnisse seit 2004 sind den Praktika (inklusive Volontariate) zuzuschreiben. Seit 2004 wurden 13 000 neue Praktikumsstellen geschaffen.

«Hohe Durchlässigkeit im Schweizer Arbeitsmarkt»
Gemäss Definition ist bei atypisch-prekären Arbeitsbedingungen eine relative Unsicherheit vorhanden, die nicht erwünscht ist. Laut Ecoplan sind Frauen, Jugendliche, Ausländer und Personen mit unzureichender Ausbildung besonders gefährdet von solchen «flexiblen» Arbeitsverhältnissen. Häufig nehmen Arbeitslose flexible Jobs an. Gut 60% der Arbeits- oder Erwerbslosen, die eine solche Stelle antreten, erhalten später eine richtige Anstellung. Betroffene, die vor einem flexiblen Einsatz einen festen Arbeitsplatz hatten, wechseln zu gut 80% wieder zurück in ein Normalarbeitsverhältnis. Das zeigt laut Ecoplan, «dass im Schweizer Arbeitsmarkt eine hohe Durchlässigkeit vorhanden ist».

Flexible Arbeitsverhältnisse seien denn auch «nicht zwingend schlecht». Sie könnten Arbeitgebern wie Arbeitnehmenden zusätzlichen Freiraum geben. Prekär seien sie dann, «wenn die Arbeitnehmenden einer beträchtlichen Unsicherheit ausgesetzt sind, ohne dafür ausreichend abgegolten zu werden».

Auch Möglichkeit, um in verschiedenen Branchen zu schnuppern
Die angeführte Teilzeitarbeit entspricht nach Meinung des Schweizerischen Arbeitgeberverbands einem grossen Bedürfnis von Arbeitnehmenden und hat grundsätzlich nichts mit einem prekären Arbeitsverhältnis zu tun. Zudem können Temporär-Jobs sowie Praktika bildungspolitisch erwünscht sein, um in verschiedenen Branchen zu schnuppern und Erfahrungen in der Arbeitswelt zu sammeln.

Ob diese Arbeitsverhältnisse gesellschaftlich oder wirtschaftlich erwünscht sind, können die Daten nicht beantworten. Sie sind dann kritisch zu betrachten, wenn die davon betroffenen Personen mangels besserer Optionen in einem entsprechenden Arbeitsverhältnis «gefangen» sind. Zum Beispiel stellt sich die Frage, inwiefern ein Zusammenhang zwischen der Jugendarbeitslosigkeit und dem hohen Anteil Jugendlicher in atypisch-prekären Stellen besteht. Aufgrund ihrer Flexibilität können sie für bestimmte Personengruppen aber auch eine wählbare Arbeitsform respektive Ausbildungsform sein oder einen (Wieder-) Einstieg in die Berufswelt ermöglichen. Gerade die hohe Durchlässigkeit zwischen atypisch-prekären und normalen Arbeitsverhältnissen ist ein starker Hinweis dafür.