Vereinbarkeit von Beruf und Familie muss langfristig verbessert werden

6. März 2025 News

Vier pendente kantonale Initiativen behandeln das Thema Elternzeit. Der Ständerat hat in der Frühlingssession zwei davon keine Folge gegeben, möchte sich gleichzeitig aber eingehender mit den anderen beiden auseinandersetzen. Für die Arbeitgeber ist klar, dass die Vereinbarkeit von Beruf und Familie einen wichtigen Stellenwert einnimmt und mit langfristigen, passgenauen und branchenspezifischen Massnahmen angegangen werden muss. Bei der Einführung einer Elternzeit handelt es sich nur um eine kurzfristige Massnahme, die das Grundproblem nicht löst.

Für die heutige Sitzung des Ständerats in der Frühlingssession waren die Standesinitiativen 24.305 und 24.311 traktandiert. Sie beide fordern die Einführung eines nationalen Elternurlaubs von mindestens 20 Wochen. Der Ständerat hat diesen beiden kantonalen Initiativen zwar keine Folge geben, möchte sich aber dennoch intensiver mit dem Thema Elternzeit auseinandersetzen – dies in Form von zwei weiteren kantonalen Initiativen, die noch nicht behandelt wurden. 

Verständliches Bedürfnis, mehr Zeit für die Familie zu haben 

Der Schweizerische Arbeitgeberverband (SAV) versteht das Anliegen, dass sich Eltern nach der Geburt eines Kindes viel Zeit für die Familie wünschen und unterstützt hier Branchen- oder Unternehmenslösungen. Die vorgeschlagenen Standesinitiativen verfehlen jedoch das Ziel und sind klar abzulehnen. Statt kurzfristiger Lösungen setzen sich die Arbeitgeber für langfristige und nachhaltige Massnahmen ein, die eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie effektiv ermöglichen. Dazu gehören insbesondere flexible Arbeitsmodelle sowie der gezielte Ausbau von Drittbetreuungsangeboten für Kinder. 

Gerade für Frauen, die nach der Geburt eines Kindes weiterhin in Teilzeit oder Vollzeit arbeiten möchten, sind solche strukturellen Verbesserungen entscheidend. Nur durch eine gezielte Förderung familienfreundlicher Arbeitsbedingungen kann eine nachhaltige Entlastung geschaffen werden, die sowohl den Bedürfnissen der Familien als auch den Anforderungen der Wirtschaft gerecht wird. 

Grosse Herausforderung für kleine und mittlere Unternehmen 

Ein verlängerter Elternurlaub stellt insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) eine erhebliche organisatorische und finanzielle Herausforderung dar. Eine Verlängerung der Abwesenheitszeiten würde die betroffenen Unternehmen zusätzlich belasten, wobei viele bereits unter dem anhaltenden Arbeitskräftemangel leiden. Zudem würde die Finanzierung eines ausgebauten Elternurlaubs unweigerlich zu höheren Lohnnebenkosten führen. In den letzten Jahren sind die Beitragssätze für AHV, IV und EO bereits mehrfach gestiegen. Ein weiterer Ausbau würde nicht nur die Arbeitgeber, sondern auch die Arbeitnehmenden finanziell zusätzlich belasten und die Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Schweiz gefährden. 

Es gibt bereits Branchen und Unternehmen, die über die gesetzlichen Mindestanforderungen hinausgehende Lösungen für Elternurlaube anbieten. Der SAV setzt sich dafür ein, dass solche passgenauen und branchenspezifischen Lösungen gefördert werden, anstatt eine einheitliche, staatlich vorgeschriebene Regelung zu schaffen, die den individuellen Bedürfnissen der Unternehmen und Arbeitnehmenden nicht ausreichend Rechnung trägt. 

 Langfristiger Nutzen von Elternzeitmodellen in Frage gestellt 

Am 19. Februar 2025 hat der Bundesrat – gestützt auf das Postulat der SGK-N «Volkswirtschaftliches Gesamtmodell (Kosten-Nutzen) von Elternzeitmodellen» (21.3961) – einen Bericht zu Kosten und Nutzen von Elternzeitmodellen verabschiedet. Eine Literaturanalyse zeigt die Vor- und Nachteile verschiedener Modelle für die Schweiz auf. Gemäss dem Bericht wird deutlich, dass die Kosten bei Elternzeitmodellen gut abschätzbar sind, der langfristige Nutzen aber schwer quantifizierbar ist. Finanzielle Unterstützung für familienergänzende Kinderbetreuung sei kostengünstiger und effektiver als Elternzeitmodelle. Dieser Bericht bestärkt die Arbeitgeber in ihrem Engagement für passgenaue und branchenspezifische Lösungen, wenn es darum geht, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu fördern.