Parlament will die Steuerung der Berufsbildung verbessern

27. April 2016 News

Die Geschäftsprüfungskommission des Nationalrates stellt der Zusammenarbeit von Bund, Kantonen und Verbänden im Berufsbildungssystem ein gutes Zeugnis aus. Sie erwartet aber vom Bund eine stärkere strategische Steuerung. Die Verbände müssen sich ihrerseits konsenswilliger zeigen, um Projekte nicht zu blockieren. Der SAV begrüsst die Empfehlungen.

Die Berufsbildung ist eine gemeinsame Aufgabe von Bund, Kantonen und Organisationen der Arbeitswelt (Sozialpartner, Berufsverbände). Nach Kritiken an der Funktionsweise dieser Partnerschaft und angesichts der Bedeutung des Bereiches hat die Parlamentarische Verwaltungskontrolle (PVK) die Steuerung der Berufsbildung in einem Bericht untersucht. Die Geschäftsprüfungskommission des Nationalrates (GPK-N) hat daraus Schlussfolgerungen gezogen. Dabei hat sie unter anderem folgende Empfehlungen ausgesprochen:

  • Der Sammelbegriff «Organisationen der Arbeitswelt» aus dem Berufsbildungsgesetz soll besser geklärt werden. Damit sind in der Regel die Arbeitgeberorganisationen und ihre Trägerschaften im Bereich der beruflichen Grundbildung oder der höheren Berufsbildung gemeint. Aber auch Arbeitnehmerorganisationen werden oft darunter verstanden.
  • Der Bund soll zusammen mit den Kantonen und den Verbänden eine langfristige und kohärente Strategie für die Berufsbildung entwerfen. Damit soll eine systematische Verbindung zwischen den jährlich festgelegten Handlungsschwerpunkten der Spitzentreffen einerseits und den bildungspolitischen Zielen von Bund und Kantonen anderseits hergestellt werden. Für eine kohärente Steuerung der Berufsbildung ebenfalls besser zu berücksichtigen sind die Erkenntnisse aus der Berufsbildungsforschung, dem Bildungsmonitoring Schweiz oder den Diskussionen in den Organen der Berufsbildung.
  • Der Bundesrat soll eine systematischere Umsetzung der Handlungsschwerpunkte fördern, die jeweils an den jährlichen Spitzentreffen festgelegt werden.

Eine parlamentarische Untersuchung zur Zusammenarbeit der Partner der Berufsbildung ist aus Sicht des Schweizerischen Arbeitgeberverbandes (SAV) ein bemerkenswerter Vorgang. Weil die Schweizer Wirtschaft auch künftig auf eine hochwertige Berufsbildung angewiesen ist, begrüsst der SAV die Untersuchung und die Empfehlungen.

Das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) ist ein noch junges Amt, das erstmals für die beiden Bereiche Berufsbildung und Hochschulen mit ihren sehr unterschiedlichen Funktionsweisen und Kulturen zuständig ist. Der SAV ist – wie die GPK-N – überzeugt, dass angesichts der äusserst heterogenen Partner in der Berufsbildung der Bund seine Führungsrolle entschiedener wahrnehmen muss. Dazu braucht es allerdings keine neuen gesetzlichen Definitionen der «Organisationen der Arbeitswelt». Vielmehr muss das Verständnis im SBFI um die vielfältig organisierte Arbeitgeberschaft mit ihren Verbänden und den daraus abgeleiteten Trägerschaften für die Berufsbildung verbessert werden. Zudem muss der Bund in der Berufsbildungspolitik die volkswirtschaftliche und arbeitsmarktliche Bedeutung verschiedener Sektoren bewusster berücksichtigen. Schliesslich darf er bei aller Komplexität des Systems den Fokus nicht verlieren: Ins Zentrum zu stellen sind die Unternehmen in ihrer Rolle als Ausbildner, Abnehmer und Finanzierer sowie die auszubildenden Arbeitnehmenden, Lernenden und Studierenden.