«Die Berufslehre ist nur noch in der Schweiz ein Hit» titelt der Blick heute. Was im Titel negativ klingt, ist im Rest des Texts eine Ode an die Schweizer Berufsbildung. Das Schweizer Bildungssystem wird mit demjenigen von Deutschland und Österreich verglichen und der Blick kommt zum Schluss: Die Berufsbildung in der Schweiz schneidet unter anderem deswegen viel besser ab, weil sie agil ist und diverse Wege zum Erfolg bietet.
Kombination von Theorie und Praxis als Erfolgsfaktor
Was alle drei Länder gemein haben, ist deren Vorreiterrolle in diesem besonderen Ausbildungsmodell mit ihrem praxisnahen Ansatz: Lernende verbringen einen grossen Teil ihrer Ausbildung direkt im Betrieb und wenden ihr Wissen unmittelbar an. So entstehen nicht nur bestens ausgebildete Fachkräfte, sondern auch Mitarbeitende, die früh mit der Arbeitswelt in Kontakt treten und produktiv ins Tagesgeschäft eingebunden werden können.
Aus Sicht des Schweizerischen Arbeitgeberverbands ist dieses Modell ein wichtiger Erfolgsfaktor der Schweizer Wirtschaft. Unternehmen können aktiv an der Ausbildung ihrer zukünftigen Fachkräfte mitwirken und den Nachwuchs gezielt auf ihre Bedürfnisse hin schulen. Dies ist auch notwendig, damit sich die Ausbildungen und Abschlüsse an den sich wandelnden Arbeitsmarkt angleichen können.
Schweizer Berufsbildungssystem lebt von der Anpassungsfähigkeit und Durchlässigkeit
Dies wird auch im Blick-Artikel als grosser Vorteil des Schweizer Systems im Vergleich zu denjenigen von Österreich und Deutschland gewertet: Durch den engen Einbezug der Wirtschaft zu den Ausbildungen werden die Berufe laufend angepasst. Auch steigert die Durchlässigkeit mit unterschiedlichen Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten die Attraktivität einer Berufslehre, die damit gut mit den vollschulischen Angeboten wie zum Beispiel einem Gymnasium mithalten kann.
Kritik ja, aber auf Grundlage von fundierten Zahlen
Gerade in Zeiten des digitalen Wandels und des zunehmenden Fachkräftemangels ist es entscheidend, dass die Schweiz an diesem Erfolgsmodell festhält und es bewusst weiterentwickelt. Investitionen in die Berufsbildung sind Investitionen in die Wettbewerbsfähigkeit unseres Landes. Konstruktive Kritik ist jederzeit möglich und in der Verbundpartnerschaft sogar erwünscht, denn sie ermöglicht eine Weiterentwicklung. Der Schweizerischer Arbeitgeberverband setzt sich aber dafür ein, dass die Berufsbildung nicht durch ideologische Forderungen oder Pauschalaussagen geschwächt wird, sondern dass evidenzbasierte und direkt mit der Berufsbildung in Verbindung stehende Diskussionen geführt werden. Stellvertreterdiskussionen zulasten der Berufsbildung würden dem System mehr schaden als nützen.