Mittels einer Konsultation wollte das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation bei Akteuren inner- und ausserhalb der Berufsbildung in Erfahrung bringen, in welchen Bereichen sie Handlungsbedarf zur Weiterentwicklung der Attraktivität der Berufsbildung sehen. Im Anschluss soll daraus eine Standortbestimmung mit enthaltenen Massnahmen abgeleitet werden. Die Wirtschaftsverbände befürchten mit dem gewählten Vorgehen, dass eine Vielzahl an Forderungen seitens der unterschiedlichsten Akteure an die Berufsbildung gestellt werden, die mehr schaden als nützen.
Die Wirtschaftsverbände weisen in ihrer Stellungnahme mit Nachdruck darauf hin, dass die duale Berufsbildung weder Selbstzweck noch ein Selbstläufer ist. Es gilt dem System Sorge zu tragen und bei der Weiterentwicklung weniger auf politisch motivierte Forderungen, sondern vermehrt auf Evidenz zu setzen. Das Berufs- und Branchenprinzip als tragende Säule des dualen Berufsbildungssystems gilt es zu stärken und Stellvertreterdiskussionen zulasten der Berufsbildung zu vermeiden. Es braucht wieder vermehrt inhaltliche Diskussionen in der Verbundpartnerschaft, die den branchenspezifischen Realitäten gerecht werden. Um die Ausbildungsbereitschaft der Betriebe sicherzustellen, müssen die Berufe entlang der Bedürfnisse der Wirtschaft effizient weiterentwickelt werden können. Grundsatzdiskussionen und vermehrte Ansprüche an die formalen Ausbildungen verzögern und erschweren diesen kritischen Prozess. Branchenübergreifende Regulierungen treiben zudem die Kosten der Ausbildung für die Betriebe weiter in die Höhe und verdrängen passgenaue unternehmens- oder branchenspezifische Massnahmen.
Um die Anerkennung der Berufsbildung zu stärken setzen die Wirtschaftsverbände unter anderem auf die Förderung von bewussten Bildungsentscheiden, insbesondere bei schulisch leistungsstarken Jugendlichen. Den Schülerinnen und Schülern und ihren Beeinflussern muss aufgezeigt werden, welche vielfältigen Möglichkeiten ein für sie passender Beruf bietet – inklusive den anschliessenden Aus- und Weiterbildungsangeboten. Dafür muss spezifisch auch in die Anerkennung der Berufsbildung in der Gesellschaft investiert werden. Hier können die Titelzusätze «Professional Bachelor» und «Professional Master» in der Höheren Berufsbildung helfen, da sie deren Tertiarität und die Gleichwertigkeit der Berufsbildungs- und Hochschulabschlüssen für den Arbeitsmarkt verdeutlichen.
Die Stellungnahme und darauf basierend die Konsultationsantwort der Wirtschaftsverbände ist breit getragen. Über 50 Organisationen der Arbeitswelt und Regionalverbände aus allen Sprachregionen haben daran mitgearbeitet und sich namentlich dazu bekennt.