Die Löhne in der Schweiz sind 2024 so stark gestiegen wie seit über 15 Jahren nicht mehr. Im Schnitt legten die Nominallöhne um 1,8 Prozent zu. Wie das Bundesamt für Statistik heute kommuniziert hat, stiegen trotz spürbarer Inflation von 1,1 Prozent auch die Reallöhne um 0,7 Prozent, wodurch sich die Lohnerhöhungen bei den Arbeitnehmenden auch tatsächlich im Portemonnaie bemerkbar machen.
Besonders erfreulich ist die Entwicklung der Löhne von Frauen: Diese sind mit 2,7 Prozent überdurchschnittlich stark gestiegen. Dass die Löhne von Frauen stärker zunehmen als diejenigen der Männer, ist ein langfristiger Trend, der dazu führt, dass die Lohnunterschiede kontinuierlich abnehmen. Dies ist ein Beleg dafür, dass die Geschlechterdurchmischung im Arbeitsmarkt voranschreitet: Frauen dringen vermehrt in gut entlöhnte Tätigkeitsfelder vor, sind oft höher qualifiziert und profitieren zunehmend von familienfreundlichen Arbeitsmodellen.
Industrie unter Druck – Verwaltung mit kräftigem Lohnanstieg
Ein genauerer Blick auf die Branchen zeigt, dass die Lohnerhöhungen nicht überall gleich hoch ausfallen. So fällt auf, dass die Löhne in der Industrie weniger stark gestiegen sind als im Dienstleistungssektor. Dies ist im Wesentlichen auf das schwierige wirtschaftliche Umfeld in diesem stark auf Exporte ausgerichteten Sektor zurückzuführen, wobei sich die Aussichten in Anbetracht der anhaltenden Zollkonflikte weiter verschlechtern dürften. Angesichts dieser Situation sind die gewährten Lohnerhöhungen dennoch beachtlich.
Die Unterschiede bei den Lohnerhöhungen sind auch ein Hinweis darauf, dass Unternehmen, die im internationalen Wettbewerb stehen, einem grösseren Druck ausgesetzt sind und weniger Spielraum für Lohnerhöhungen haben als staatliche oder staatsnahe Arbeitgeber. So sind die Löhne in der öffentlichen Verwaltung um 2,5 Prozent gestiegen, während die durchschnittliche Lohnerhöhung etwa in der Maschinen- und Fahrzeugindustrie lediglich 1,3 Prozent betrug.
In der öffentlichen Verwaltung gab es 2024 erneut einen kräftigen Lohnschub, nachdem bereits 2023 ein rekordverdächtiger Anstieg von 3,6 Prozent verzeichnet wurde. Der Verdacht liegt nahe, dass es einfacher ist, mit Steuergeldern Löhne zu erhöhen als mit Geldern, die am freien Markt erwirtschaftet werden müssen. Damit geraten private Unternehmen zunehmend in die Defensive – sie müssen am Markt bestehen und zugleich mit lohnstarken Staatsarbeitsplätzen konkurrieren.
Weniger Lohnabzüge, mehr im Portemonnaie
Nicht nur das internationale Umfeld oder die Teuerung beeinflussen, wie viel Geld letztlich im Portemonnaie der Arbeitnehmenden bleibt – auch die Politik spielt eine zentrale Rolle. Denn steigen die Lohnabgaben, sinkt auch die Kaufkraft. Diesem Umstand zum Trotz plant die ständerätliche Sozialkommission, die 13. AHV-Rente teilweise über höhere Lohnbeiträge zu finanzieren. Gleichzeitig stehen weitere kostenintensive Sozialausbauten zur Diskussion, die es ebenfalls zu finanzieren gilt. Wer wirklich will, dass am Ende des Monats mehr im Portemonnaie bleibt, sollte nicht nur über Löhne sprechen – sondern auch über Abgaben.