Der Arbeitskräftemangel ist akut, auch wenn sich der Engpass gemäss Konjunkturumfrage der Konjunkturforschungsstelle KOF der ETH Zürich im zweiten Quartal 2024 leicht entspannt hat: Die überwiegende Mehrheit der teilnehmenden Firmen betrachtet ihren aktuellen Personalbestand nach wie vor als zu niedrig. Gemäss Bundesamt für Statistik belief sich die Zahl der offenen Stellen in der Schweiz im zweiten Quartal 2024 auf rund 104 000.

In den nächsten zehn Jahren dürften selbst in einem positiven Szenario gegen
300 000 Arbeitskräfte fehlen – unter der Annahme einer moderaten Zuwanderung und einer wirksamen Ausschöpfung des inländischen Arbeitskräftepotenzials. Glücklicherweise ist die sich abzeichnende Arbeitskräftelücke kein Naturgesetz. Aber es braucht dringend ein Forcieren der Anstrengungen im Inland.

Die möglichst gute Ausschöpfung des inländischen Arbeitskräftepotenzials ist der politisch unbestrittenste Weg, mit dem Arbeitskräftemangel umzugehen, und hat für die Arbeitgeber höchste Priorität. Dies auch deshalb, weil die Schweiz zwar über die europaweit dritthöchste Erwerbstätigenquote verfügt, zugleich aber auch über die zweithöchste Teilzeitquote. Nicht weiter erstaunlich ist deshalb, dass die grössten Potenziale bei nicht und teilzeitarbeitenden Frauen – insbesondere bei Müttern – sowie bei älteren Personen liegen. Der bessere Einbezug dieser Bevölkerungsgruppen in den hiesigen Arbeitsmarkt ist deshalb bedeutend. Dies nicht nur, weil diese Arbeitskräfte dringend benötigt werden, sondern auch, weil sich der Erfolg einer Volkswirtschaft immer auch am Einbezug möglichst grosser Bevölkerungsteile in den Arbeitsmarkt misst.

Als zweite wichtige Stossrichtung muss die Substitution von Stellen durch technischen Fortschritt vorangetrieben werden. Wichtig ist zudem der Abbau von Bürokratie sowie die effizientere Allokation des Faktors Arbeit. Erfreulicherweise wird sich der grösste Beitrag zur Substitution von Arbeitsstellen durch den technischen Fortschritt marktwirtschaftlich einstellen, denn bei steigenden Rekrutierungs- und Personalkosten zahlen sich Innovationen und Effizienzsteigerungen für Organisationen stärker aus.

Als dritte Massnahme sollen die Unternehmen in der Schweiz subsidiär auch weiterhin Zugriff auf eine ausreichende Anzahl an Arbeitskräften aus Drittstatten haben, um nicht mögliches Produktivitätswachstum zu verschenken und damit Wohlstandszuwachs freiwillig einzuschränken.

Damit Wirtschaft und Gesellschaft den Arbeitskräftebedarf auch in den kommenden Jahren sichern kann, braucht es dringend Reformen. Der Schweizerische Arbeitgeberverband schlägt nachfolgende Massnahmen vor und setzt sich in der Politik in Zusammenarbeit mit Partnern und Verbündeten mit voller Kraft für deren Umsetzung ein.

Der Massnahmenplan steht hier als Download zur Verfügung.

In Kürze