IV bleibt auf hohem Schuldenberg sitzen

11. Juni 2020 News

Der Rentenbestand bei der Invalidenversicherung (IV) scheint sich langsam zu stabilisieren. Die überfällige Entschuldung wird sich wegen der Corona-Krise aber weiter verzögern. Erfreulich entwickeln sich die Wiedereingliederungen, wo sich die Arbeitgeber mit Compasso engagieren.

Bei der Invalidenversicherung (IV) ist die Rentenentwicklung im Jahr 2019 stabil verlaufen. Wie das Bundesamt für Sozialversicherungen (BSV) mitteilte, wurden in der Schweiz 15’500 gewichtete Invaliden-Renten zugesprochen. Bei der Gewichtung der Renten werden unter dem Aspekt der Kosten ganze Renten einmal gezählt, Dreiviertelsrenten 0,75 Mal, halbe Renten zur Hälfte und Viertelsrenten 0,25 Mal. Nachdem die Zahl der neu zugesprochenen Renten in den ersten Jahren nach Inkrafttreten der 5. IVG-Revision im Jahr 2008 gesunken war, blieb sie seit 2011 stabil.

Der Gesamtbestand der laufenden Renten lag diesen Januar bei 215’600. Der Rentenbestand ist massgebend für die Entwicklung der Rentenausgaben der IV. Im 2019 verbuchte die IV bei Jahresausgaben von 9,5 Mrd. Franken ein leicht negatives Umlageergebnis von 383 Mio. Franken. Das Umlageergebnis ist der Saldo von Einnahmen und Ausgaben der Versicherung ohne Berücksichtigung der Rendite auf Anlagen auf dem Finanzmarkt. Von 2011 bis 2017 wurden die Defizite durch eine Zusatzfinanzierung über die Mehrwertsteuer ausgeglichen.

Für den Schweizerischen Arbeitgeberverband ist die Stabilisierung des Rentenbestandes ein Beleg für die Wirksamkeit der zähen Reformbemühungen in der Invalidenversicherung. Sie spiegelt aber auch die zentrale Rolle der Arbeitgeber im Rahmen der Wiedereingliederung von erkrankten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern. Gemäss BSV beanspruchten im 2019 insgesamt 45’100 Personen eine Massnahme zur beruflichen Eingliederung, was einer Zunahme von 4 Prozent entspricht. Um die Neuausrichtung der IV von einer Renten- zu einer Eingliederungsversicherung zu unterstützen, haben die Arbeitgeber mit dem Verein Compasso ein breit abgestütztes, erfolgreiches Informations- und Unterstützungsportal geschaffen.

Die neusten Zahlen dürfen aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Schuldenberg in der IV noch längst nicht abgetragen ist. Zwar konnte das Umlageergebnis im 2019 durch ein sehr erfolgreiches Anlagejahr auf den Finanzmärkten ausgeglichen werden. Doch die Schulden der IV beim AHV-Fonds bewegen sich weiterhin auf einem Niveau von rund 10 Mrd. Franken. Noch grösser wird der Handlungsbedarf wegen der Corona-Pandemie, die zu einer der grössten Wirtschaftskrisen seit Jahrzehnten geführt hat.