Austariertes Bildungswesen weiterentwickeln

10. April 2015 Medienbeiträge

Wirtschaftlicher Erfolg braucht Fachkräfte. Die Schweiz ist dafür gut gerüstet. Mit der derzeitigen Mischung aus beruflicher und allgemeiner Bildung fahren wir gut – politisch forcierte Änderungen sind nicht erforderlich.

Wirtschaftlicher Erfolg bedingt eine gut qualifizierte Bevölkerung – führt seinerseits aber auch zu einem zusätzlichen und sich wandelnden Bedarf an Fachkräften. Die wirtschaftliche, demographische und politische Situation wirft derzeit unter dem Stichwort «Verstärkte Ausschöpfung des inländischen Potenzials» ein Schlaglicht auf die Bildungspolitik. Der Ruf nach «Bildungsoffensiven» ertönt. Vertreter der Allgemeinbildung betonen ihren unverzichtbaren Beitrag zur «Wissensgesellschaft». Die Berufsbildungskreise streichen ihren direkten Beitrag zur Sicherung der Fachkräfte hervor.

Auf welchen Bildungstypus ist nun aber zu setzen? Auf volkswirtschaftlicher Ebene hat der US-Nobelpreisträger Joseph E. Stiglitz dazu gute Hinweise gegeben. Er bezeichnet die Unternehmen Google, Facebook und Apple als die grossen Treiber von weltweiten Innovationen und Fortschritt. Alles Unternehmen, die auf dem US-Hochschulsystem basieren.

Als besonderes Phänomen erkannte er aber die Schweiz. Ein Land, dem es gelingt – trotz hoher Löhne – auch industrielle Güter herzustellen und erfolgreich in die ganze Welt zu exportieren. Stiglitz betonte dabei den engen Zusammenhang mit dem hervorragenden Lehrlingswesen der Schweiz, das – ergänzt mit exzellenten Hochschulen – Qualifikationen hervorbringt, die auf die gesamte Wertschöpfungskette der Wirtschaft ausgerichtet sind. Er bedauerte, dass in den USA kein entsprechend austariertes Bildungswesen vorhanden ist und daher etwa die iPhones oder iPads zwar in den USA konzipiert, aber in Asien hergestellt werden.

Es gibt also klare Hinweise, dass wir in der Schweiz mit der derzeitigen Mischung aus beruflicher und allgemeiner Bildung gut fahren und politisch forcierte Änderungen nicht erforderlich sind, zumal die Erwerbstätigen in der Schweiz für Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt gut gewappnet sind. Eine neue Studie des Eidgenössischen Hochschulinstituts für Berufsbildung widerlegt die oft genannte Vermutung, dass sich die Berufslehre schon früh zu stark auf einen Beruf fokussiere und sich Absolventen deshalb nicht rasch genug beruflich neu orientieren könnten.

Trotzdem muss das Bildungssystem laufend weiterentwickelt werden, um den Bedürfnissen der Einzelnen, der Gesellschaft und des Arbeitsmarkts Rechnung zu tragen. Da das Mittelschul- und Berufsbildungsamt des Kantons Zürich für beide Bildungsstränge verantwortlich ist, kann es dies mit dem nötigen gesamtheitlichen Blick tun.

Der Beitrag von Roland A. Müller erschien im Jahresbericht des Mittelschul- und Berufsbildungsamts des Kantons Zürich.